Eigentlich geht es doch ums Prinzip: Abtreibung ja oder nein? Wenn ich der Ansicht bin, ein genetischer Defekt sei ein Grund für eine Abtreibung, wo ziehe ich dann die Grenze? Kann es nicht sein, dass ein Mensch mit DS ein viel glücklicheres Leben führt als ein Mensch mit Spalte? Also, welches Kind "darf" man dann eher abtreiben? Aber wie Doreen schon geschrieben hat: Es gibt keine Versicherung, dass ein Mensch ein glückliches Leben führen wird, egal ob er gesund ist oder krank, ob er schön ist oder hässlich, ob arm oder reich...Die meisten Behinderungen entstehen übrigens erst nach der Geburt bei Unfällen oder durch Krankheiten, rein statistisch gesehen.
Deshalb halte ich von der ganzen pränatalen Diagnostik, wie sie zur Zeit gehandhabt wird, nicht viel. Natürlich, wenn es darum geht, Krankheiten zu diagnostizieren, die sofort nach der Geburt behandelt werden müssen, also wenn es darum geht, dem Baby dann optimal helfen zu können, dann ist es wichtig, vorbereitet zu sein. Aber so wie das heutzutage praktiziert wird, hat die pränatale Diagnostik doch hauptsächlich das Ziel, eine Auslese zu betreiben: wer nicht gut genug ist, muss sterben. Die meisten jungen Mütter entschließen sich doch für eine FWU, weil sie hören wollen, mit ihrem Kind ist alles in Ordnung. Aber was ist, wenn sie das Gegenteil erfahren? Oftmals werden sie dann noch von den Ärzten unter Druck gesetzt, so ein Baby der Gesellschaft doch nicht zuzumuten. Ich habe gehört, in Amerika ist es sogar schon so weit, dass die Krankenkassen nicht mehr die Kosten für behinderte Kinder übernehmen, wenn die Eltern vor der Geburt von der Behinderung gewusst haben.
Und was mich am meisten daran stört: Keiner der Ärzte, der vorher zur Abtreibung geraten hat, kümmert sich hinterher noch um die Mutter und wie es ihr mit dieser Entscheidung geht. Welche Mutter verkraftet es denn, wenn sie ein Baby wegen einer Spalte abgetrieben hat (meist durch Spätabtreibung, d.h. die Geburt wird eingeleitet, das Kind ist aber noch nicht lebensfähig und stirbt desewegen)? Die meisten leiden für den Rest ihres Lebens unter Schuldgefühlen, aber das ist den lieben Ärzten und dem Rest der Gesellschaft natürlich egal.
Ich könnte noch viel zu dem Thema schreiben...
Gruß, Gabi
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