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Thema: Schwangerschaftsabbruch wegen LGKS!?

  1. #121

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    @ andy:
    Nein, Du sagst wiederholt "DU kannst keine Würde in einem solchen Leben erkennen", das ist etwas anderes als "dieser Mensch muss unwürdige Lebensumstönde ertragen", was du nun ganz praktisch von mir übernommen hast.
    Nein, ich weiß deshalb auch nicht, warum und wofür ich mich entschuldigen sollte.
    Nein, nicht nur der Tod gehört zum Leben, sondern auch das Sterben, das Leiden und die Individualität. Und es gehört zur Aufgabe der Lebenden, dieses Leben, Sterben, Leiden in seiner Individualität nach bestem Wissen und Gewissen zu begleiten, zu betreuen, zu lindern, zu trösten. Die Frage nach dem Zulassen des Todes, der Sterbenlassens stellt sich dann, wenn ein Leben ohne weiteres intensivmedizinische Behandlung seinen natürlichen Gang zum Tode geht. Das ist weder bei behinderten Menschen, noch bei alten, gebrechlichen, dementen, infarktbeeinträchtigten Menschen automatisch der Fall, schon gar nicht bei Abtreibungen.
    Nein, es geht nicht darum mit unermesslichen finanziellen Mitteln Leiden möglichst lang zu verlängern, nur weil es medizinisch möglich ist.
    Nein, ich sehe wirklich nicht, warum und für was ich mich bei dir entschuldigen sollte.
    Nein, ich möchte niemandem seine persönlichen Meinungen und Erfahrungen absprechen. Ich verwahre mich aber dagegen, aus diesen Meinungen und Erfahrungen, die zum Teil aus traumatischen Ereignissen basieren, allgemeine Aussagen über das Leben und die Würde anderer Menschen zu machen. Dafür darfst du dich nicht nur bei Doreen entschuldigen, sondern bei vielen anderen "Betroffenen", die sich von diesen Verallgemeinerungen verletzt und gekränkt fühlen.
    Nein, ich habe aus schon beschriebenen Gründen keine Lust, nun darüber zu diskutieren, wo die Grenze zwischen Trisomie 21 und "einem sabbernd im Rollstuhl verbrachten Leben" theoretisch zu ziehen ist. All diese "Grenzobjekte" haben Namen und werden von ihren Eltern geliebt!
    Ja, jedes Leben ist "lebenswert", "würdig" und wertvoll. Was unwürdig sein kann, sind die äußeren Bedingungen, Diskussionen über die Würde und der Versuch, von außen zu bewerten, zu kategorisieren, was noch akzeptabel ist und was nicht mehr. Und das gilt für dieses Forum in ganz besonderem Maße.

  2. #122

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    anne,

    wieso beharrst Du darauf ich würde aus meinen
    Zitat Zitat von anne
    Meinungen und Erfahrungen, die zum Teil aus traumatischen Ereignissen basieren, allgemeine Aussagen über das Leben und die Würde anderer Menschen zu machen.
    ?
    Hast Du nicht gelesen, dass ich geschrieben habe:
    Zitat Zitat von andyb77
    Ich habe nie behauptet, meine Haltung sei allgemeingültig. Natürlich muss jeder für sich definieren, was ein Leben menschenwürdig macht wo ein würdiges Leben aufhört und der Tod zu einer Erlösung aus der Unwürde wird.
    Auch diese Sätze sind so klar, dass man sie eigentlich nur mit Absicht missverstehen kann. Entweder hast Du nicht richtig gelesen was ich gechrieben habe, oder Du machst diesen Vorwurf bewusst wider besseren Wissens.
    Und versuch nicht, es so hin zu drehen als es meine Schuld, dass Du nicht gelesen hast, was ich geschrieben habe, ehe Du mir diesen Vorwurf vor den Kopf geknallt hast! Denn Vorwürfe und Bewertungen über etwas vom Stapel zu lassen, das man gar nicht richtig gelesen hat, ist in jedem Fall eine ziemliche Frechheit.
    Zitat Zitat von anne
    Nein, ich habe aus schon beschriebenen Gründen keine Lust, nun darüber zu diskutieren, wo die Grenze zwischen Trisomie 21 und "einem sabbernd im Rollstuhl verbrachten Leben" theoretisch zu ziehen ist. All diese "Grenzobjekte" haben Namen und werden von ihren Eltern geliebt!
    Ich will auch nicht diskutieren, wo diese Grenze liegt. Aber ich will festhalten, dass es in meinen Augen eine gibt und ich deshalb das eine anders behandle als das andere. Dass es Behinderungen gibt, bei denen ich eine Abtreibung für gerechtfertigte halte, bedeutet nicht, das bei jeder Behinderung eine Abtreibung für gerechtfertigt halte. Es dennoch zu behaupten, ist erstens falsch und zweitens ziemlich gemein. Außerdem stimmt es einfach nicht, dass "all die Grenzobjekte Namen" haben und von ihren Eltern geliebt werden. Es gibt genug Eltern die sich, wenn das Kind behindert ist, für eine Abtreibung entscheiden. Und ich denke nicht dass man ihnen Recht tut, wenn man behauptet die hätten sich nicht auf das Kind gefreut und es leichten Herzens abgetrieben, einfach weil es möglich ist und sich geil anfühlt, über fremdes Leben zu richten!
    Zitat Zitat von anne
    Ja, jedes Leben ist "lebenswert", "würdig" und wertvoll. Was unwürdig sein kann, sind die äußeren Bedingungen, Diskussionen über die Würde und der Versuch, von außen zu bewerten, zu kategorisieren, was noch akzeptabel ist und was nicht mehr.
    Mit dieser Äußerung tust Du genau das, was Du mir so bitter vorwirfst: Du leitest aus DEINEN Meinungen und Erfahrungen allgemeine - sogar apodiktische - Aussagen über das Leben und die Würde anderer Menschen. Wieso soll das das legitim sein, wenn Du es tust, aber illegitim, wenn ich es tue?

  3. #123
    Theresa mit Malou
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    @Andy..ich finde es bemerkenswert wie emotional Du auf einmal wirst wenn es und Deine Oma geht, genau diese Emotionalität wirfst Du immer wieder Eltern vor die sich zu Themen äussern die mit Kindern/Schwangerschaft etc zu tun haben zu denen Du immer eine extrem sachliche Meinung hast. Du verstehst einfach nicht- das sich je nach Lebenssituation die Blickrichtung ändert. Ich verstehe Deine Beiträge so, als wenn Du meinst, dass Menschen mit schweren Behinderungen keine Lebensfreude empfinden, aber woher weißt Du das? Jemand der als junger, gesunder Mensch immer gesagt hat- so würde er nie Leben wollen- kann seine Meinung im Falle eines Unfalles z.B. sicher ändern, nämlich dann wenn er selber in solch eine schlimme Situation gerät. Woher willst Du wissen das jemand der sich vielleicht nicht äussern kann nicht doch Freude empfindet- Du kannst es schlichtweg nicht wissen! Der Mensch hängt am Leben (mit Ausnahmen) und wie sehr man dran hängt wird einem wohl erst klar wenn man solche Grenzerfahrungen selber machen müsste. Ich bleibe (um mal auf das eigendliche Thema zu kommen) das es schlichtweg einfach nicht geht, dass eine Mutter aus den Gründen der Threaderöffnerin über Leben und sterben entscheidet.
    Und wenn nicht in der Pflege so unglaublich ungerechtfertigter Weise wenig Personal wäre sehe die Pflege sehr viel besser aus. Ach ja, ich bin Krankenschwester...weiß also wovon ich rede- auch von schwerstbehindserten alten Menschen mit Lächeln im Gesicht kann ich berichten...

    LG Theresa

  4. #124

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    @ andy
    Was du behauptest ist eine Sache, geschrieben hast Du unter anderem:
    "Klar "sabbernd im Rollstuhl verbringen" ist verkürzt; aber um genau zu definieren, wo meiner Ansicht so wenig Würde übrig bleibt, dass ich persönlich lieber tot wäre, als so zu leben, müsste ich eine längere Abhandlung schreiben, die wahrscheinlich hier niemand lesen möchte. Jedenfalls geht es mMn in den Randbereichen der medizinischen Möglichkeiten nie nur um Leben oder Tod sondern immer auch um die Würde der Betroffenen und manchmal muss man zwischen dem Leben und der Würde wählen."
    Was meinst damit "zwischen Leben und Würde wählen"? Wie kommst Du auf diese Unterscheidung, wenn du nicht verallgemeinerst?
    Ich bezweifle, dass Menschen diese Entscheidung individuell treffen müssen, nur weil du sie aus deinem Erleben und aus deiner Lebenserfahrung meinst treffen zu müssen und vielleicht sogar noch zu können. Es gibt Menschen, die darüber Abhandlungen geschrieben haben (von Hans Küng und Walter Jens bis hin zu den australischen Utilitarismus- und Rationalimus-Ethikern (warum kommen die eigentlich immer aus Australien?)), sie nutzen nur weder diesen Menschen noch anderen Menschen. Es werden in diesen Abhandlungen (die auch du verfassen würdest, wenn sie hier interessieren würde, wie du in deinem Beitrag scheibst) Entscheidungen auf einer verallgemeinernden Ebene postuliert werden, die gar nicht getroffen werden müssen, wenn man dem Leben eine innere Würde bemisst und dafür Sorge trägt, dass die äußeren Bedingungen der inneren Würde jedes Lebens gerecht werden.
    Klar, du hast Recht: ich verallgemeinere hier indem ich jedem Leben eine Würde zugestehe. Dies ist aber ein qualitativ sehr bedeutender Unterschied zu verallgemeinernden Grenzziehungen zwischen Leben kontra Würde, zwischen "sabbernd im Rollstuhl verbrachtem Leben" und abgesprochener Lebensfreude, deren Sinn und Nutzen sich spätestens bei dieser Gegenüberstellung in ein Logikwölkchen auflöst.
    Das schreibst Du ja eigentlich selbst: "Ich will auch nicht diskutieren, wo diese Grenze liegt. Aber ich will festhalten, dass es in meinen Augen eine gibt und ich deshalb das eine anders behandle als das andere." Aha. Du willst dich über die "Sabbergrenze" lieber nicht auseinandersetzen, hälst aber an ihrer Existenz fest. Aber die anderen verstehen dich falsch. Vielleicht verstehst Du manchmal auch die andern falsch. Oder gar nicht?

  5. #125
    Avatar von Julia und Felix
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    Hallo zusammen,
    vielleicht mag es jetzt nicht direkt um das Thema ansich gehen, aber doch um die Art und Weise. Ich habe hier nicht einen Bericht gelesen, der nicht emotional oder durch persönliche Erfahrungen geprägt gewesen wäre- das liegt doch aber nun mal in der Natur des Menschen und so gerne wir uns um Sachlichkeit und Objektivität bemühen, so ist es gerade bei einem solchen Thema doch im Grunde unmöglich. Werft ihr euch das jetzt vor?
    Es fallen immer wieder Schlagworte, die auseinander genommen werden und so sehr ich Diskussionen schätze, so macht es doch aber wenig Sinn, wenn sich dabei dann das eigentliche Thema verliert.
    Jeder von uns ist geprägt durch Erlebnisse, Erfahrungen und wie immer man es nennen will und legt höchsten Wert darauf, dass seine eigene Meinung/Ansicht als solche aktzeptiert wird. Genau das ist im Moment doch aber das, was die Gesetzeslage derzeit vorgibt, sicherlich mit vielen Grauzonen, bedenklichen Situationen etc. aber ich bin überzeugt, dass diese Diskussion auch dann nicht enden würde, wenn es andere Gesetze dafür gäbe, weil sich IMMER irgendwer in seinen Ansichten und Möglichkeiten beschnitten fühlt.
    Oft fällt eben auch der Satz, dass man eben niemanden sagen möchte, wie er sich zu verhalten hat, aber ich finde schon, dass es doch genau darum geht- es passt nicht in das eigene Denken von Moral und Ethik und man möchte den anderen zum Umdenken bringen. Ich habe meine Zweifel, ob das so möglich ist!
    Für den einen beginnt das Leben bereits mit einem positiven Schwangerschaftstest, für den nächsten erst mit dem Tag der Geburt und sicher noch tausend Ansichten dazwischen- wie bitte, will man dem gerecht werden?
    Als werdende oder bereits seiende Eltern, haben wir, die sich in diesem Forum bewegen, doch alle die Entscheidung für unsere Kinder getroffen und im Falle der Selbstbetroffenen haben die Eltern "ja" zu ihren Kindern gesagt und das macht es sicher noch emotionaler, wenn jemand sagt, es sei für ihn ein Grund es nicht "durchzuziehen" und sorgt bei vielen auch für totales Unveständnis. Das ist völlig legitim und ok, aber wer sollte denn euer Ansicht nach, die Grenze ziehen, wann/ob/wenn eine Abtreibung infrage kommt und wann nicht? Der eine findet es nach einer Vergewaltigung absolut legitim, der nächste sagt, jeder hat ein Recht auf Leben und was kann das Kind dafür? Das kann man beliebig fortsetzen und so scheiße ich persönlich es empfinde (MEINE Moral und Ethik!), wenn jemand zehnmal abtreibt, weil er sonst keinen Bock auf Verhütung hat, so frage ich mich ehrlich, wohin diese Diskussion führen soll. Geht es jetzt darum, die eigene Meinung möglichst oft zu wiederholen, in der Hoffnung, dass man damit beim anderen Gehör findet? Ich denke, dazu sind die Fronten bei einigen hier schon zu verhärtet- da wird auf jedes Satzzeichen geachtet, ob etwas in " gesetzt ist oder doch anders gewertet werden könnte und klar wird damit doch nur eins- ihr habt unterschiedliche Ansichten dazu!
    LG.Julia

  6. #126

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    @Theresa,

    ich störe mich nicht an Emontionalität. Aber es stört mich, wenn Emotionaliät, wie es hier leider immer wieder vorkommt, missbraucht wird, um eine abwertende Moralkeule in die Hände zu bekommen. Ich mag es nicht wenn durchschimmert: "Ich bin Mutter, daher weiß ich wie alle Mütter fühlen und wer anders denkt ist ein emotionskaltes Monster." Ich finde es nicht fair, wenn die eigene Haltung als nicht hinterfragbar hin gestellt wird, weil sie emotional begründet ist, während andere, ebenso emotional begründete Haltungen scharf attackiert werden.
    Ja die Blickrichtung kann in bestimmten Lebensituation ändern. Aber das heißt nicht, dass es tun muss. Und wenn sie sich ändert, heißt doch noch lange nicht, dass danach allgemeingültig sind. Es kann sein, dass sich meine Definition eines würdigen Lebens ändert, falls ich irgendwann einen schweren Unfall habe. Aber es kann genauso gut sein, dass sie bleibt wie ist. Das können wir im Moment beide nicht wissen. Und dabei bleibt es hoffentlich, auf schwere Unfälle kann ich nämlich gut verzichten ;-).
    Genauso ist mit der Lebensfreude. Man kann nicht allgemein sagen, ob schwer behinderte Menschen Lebensfreude empfinden, das kann man - wenn überhaupt - nur einzelfallweise tun. Deswegen finde das hier ständig wiederholte "Jedes Leben hat seine Würde" so problematisch. Natürlich sollte jedes Leben seine Würde haben, aber - egal wie man Würde nun definiert - im Einzelfall ist es leider nicht immer so. Das ändert sich leider auch nicht, wenn tausend Leute tausend mal sagen: "Jedes Leben hat seine Würde". Deswegen muss die allgemeine Ebene verlassen und diese Frage Fall für Fall klären. Wenn man feststellt dass ein Mensch trotz seiner Behinderung ein frohes und würdiges Leben führt, schön. Aber man sollte nicht blindlings davon ausgehen, dass es schon so sein wird. Denn sonst kriegt man gar nicht mit, wenn irgendwo an der Würde hapert. Wenn aber man festellt, dass es an der Würde hapert, muss man sich überlegen was man tun kann. Als mein Großvater seine Beine nicht mehr bewegen konnte, hat sein Leben einiges an Würde gewonnen, als meine Großeltern vom dritten Stock eines Hauses ohne Fahrstuhl ins Erdgeschoss gezogen sind. Mein Großvater hat schrecklich darunter gelitten, in der Wohnung eingesperrt zu sein. Anderen Rollifahrern macht das vielleicht nichts aus. Die müssen dann auch nicht unbedingt ins Erdgeschoss ziehen. Und ich finde das auch der Gedanke: "Jetzt sind wir an einem Punkt, an dem es wichtiger ist, für ein würdiges Sterben zu sorgen anstatt ein immer unwürdiger werdendes Leben immer weiter zu verlängern." sollte nicht tabu sein. Aber natürlich sollte man ihn erst in Erwägung ziehen, wenn alles andere ausgereizt ist. Ich hoffe, das Beispiel macht klar, warum mir die Pauschalaussagen so gegen den Strich gehen.

    Ich spreche niemandem Lebensfreude oder Würde ab. Ich finde nur, dass sich man in gewissen Situation vergewissern sollte, wie es darum im konkreten Einzelfall denn wirklich steht anstatt sich in irgendwelchen grundsätzlichen Vermutung, dogmatischen Forderungen oder allgemeinen Erwägungen zu verlieren; auch wenn die Möglichkeiten dazu vielleicht begrenzt sein mögen, sollte man diese Dinge so gut wie möglich in Erwägung. Das ist die Kernbotschaft, die ich vermitteln möchte.

    Ach ja, ich bin Krankenschwester...weiß also wovon ich rede- auch von schwerstbehindserten alten Menschen mit Lächeln im Gesicht kann ich berichten...
    Ich bestreite doch nicht, dass es schwerstbehinderte Menschen mit einem Lächeln im Gesicht gibt. Um die geht es bei meinen Überlegungen über verlorene Würde aber nicht. Ich will vor allem darauf hinweisen, dass neben lächelnden Schwerstbehinderten auch jene gibt, die im Verlauf der Zeit über ihre Behinderung verbittert sind und ihre Lebensfreude und ihren Lebensmut verloren haben. Denn diese Menschen gibt es nun mal auch. Und es ist nun mal leider nicht nicht immer möglich, ihre Lebensumstände so zu verändern, dass sie ihre Würde wieder finden und ihres Lebens wieder froh werden. Jedenfalls es mich ziemlich wundern, wenn Dir bei Deiner Arbeit noch nie so jemand begegnet wäre...

    Damit Dir alles Gute.

    @anne:
    Was meinst damit "zwischen Leben und Würde wählen"? Wie kommst Du auf diese Unterscheidung, wenn du nicht verallgemeinerst?
    Ich habe geschrieben, dass man MANCHMAL, also ganz ausdrücklich "nicht immer" zwischen Leben und Würde wählen muss. Das ist keine allgemeine Aussage, die in jedem Fall zutreffen muss. Da ist gar keine Verallgemeinerung sondern die Feststellung, dass es Situationen geben kann, in denen die Würde des Patienten mit weiterem Leben nicht in Einklang gebracht werden kann. Diese Aussage basiert auf zwei Axiomen, die ich beide für wahr halte und einer Nebenbedingung, die meiner Einschätzung nach fast immer erfüllt ist. Aber nur eines davon beansprucht Allgemeingültigkeit.
    Sie lauten:
    1.: Jeder Mensch hat Anspruch auf Würde. (Das ist übrigens der allgemeingültige)
    2.: Es gibt Umstände, unter denen Würde der Lebensumstände und die Lebensfreude eines Menschen so stark reduziert sein können, dass der Tod als willkommen, die Würde wiederherstellende Erlösung empfunden wird.
    Außerdem gibt es die Nebenbedingung, die meiner Einschätzung nach nur in extremen Ausnahmen verletzt ist: Lebensumstände können nicht beliebig verändert werden.
    Welche dieser Annahmen hältst Du für falsch? Die, dass jeder Mensch einen Anspruch auf Würde hat? Oder die Vorstellung, dass der Tod eine Erlösung sein kann? Oder bist der Auffassung, dass Lebensumstände eines Menschen beliebig verändern lassen?

    Ich habe den Eindruck, Du glaubst, ich würde mit einer Giftspritze bewaffnet durch Krankenhäuser und Pflegeheime touren wollen, und nach kurzem Blickkontakt jeden umbringen, dessen Lebensumstände ich für unwürdig halte. Zum x-ten Mal: Ich spreche niemandem Würde oder Lebensfreude ab. Ich finde nur, dass es Situationen gibt, in denen man ergebnisoffen darüber nachdenken, wie es damit eigentlich bestellt ist, ehe man ein Leben künstlich verlängert.

    Um dich noch einmal mit einem Beispiel zu ärgern: Sagen bei einer Fruchtwasseruntersuchung wird festgestellt: Das Kind hat eine Trisomie 9. Vermutlich wird es noch vor der Geburt sterben. Und selbst wenn es die Geburt überlebt, werden ihm nur wenige Monate bleiben. Ich bin der Auffassung, dass man in einer solchen Situation allen Beteiligten (dem Kind eingeschlossen) Leid erspart, wenn man es nach der Diagnose abtreibt. Aber ich finde es auch legitim, wenn jemand sagt: "Jede Sekunde, die dieses Kind leben darf, ist ein Geschenk, es wird nicht abgetrieben. Mir ist egal, zu welchem Schluss man kommt, wenn man darüber nachdenkt, wie es in solchen Fällen um die Würde des Patienten bestellt ist. Vorausgesetzt, man hat überhaupt darüber nachgedacht. Und wer reflexhaft auf der Aussage, dass jedes Leben würdig sei beharrt, hat sich über den konkreten Einzelfall vermutlich keine Gedanken gemacht. Denn das funktioniert - wie gesagt - nur, wenn man das Ergebnis der Überlegungen nicht vorweg nimmt.

    Das schreibst Du ja eigentlich selbst: "Ich will auch nicht diskutieren, wo diese Grenze liegt. Aber ich will festhalten, dass es in meinen Augen eine gibt und ich deshalb das eine anders behandle als das andere." Aha. Du willst dich über die "Sabbergrenze" lieber nicht auseinandersetzen,
    Wo diese Grenze muss jeder für sich entscheiden. Nicht weil ich es verlange, sondern weil andere das nicht für einen tun können. Darüber lang und breit zu diskutiern, halte ich für unsinnig, weil eigentlich alle Recht haben. Selbst wenn es mehr Meinungen als Diskutanten gibt. Wenn Du für fruchtbar hältst okay; wir können auch darüber reden. Aber das hieße Du müsstest den Seelenstriptease hinlegen, den vor ein paar posts so eindeutig verweigert hast.
    Außerdem hast Du Dich schon paar mal beklagt, dass ich zu viel schreiben würde. Aber ich der Kürze wegen irgendwo bewusst eine Lücke lasse ist es auch nicht Recht. Entscheide Dich mal. Wenn ich es Dir so partout nicht Recht machen kann und Du in dem, was ich schreibe ohnehin nur das findest, was Du finden willst, darfst Du Dich nicht wundern, wenn ich irgendwann zu dem Schluss komme, dass er Dir nicht um die Sache geht und Du mich einfach nur mit mehr oder subtilen Mitteln auf Palme bringen willst, damit es hier schön kracht... Du kannst mich ganz einfach widerlegen: Leg Dir mir gegenüber einen höflicheren Ton zu. Du wirst merken: Wie es in den Wald rein schallt es auch raus.
    Geändert von andyb77 (05.04.2012 um 16:57 Uhr)

  7. #127

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    @ andy
    Warum schreibst du jetzt das Gleiche, nur doppelt so lange? Ich durfte doch schon früher nichts daran kritisieren ohne dass du es als Beleidigung, Bevormundung oder sonst etwas auffasst.
    Mit der Formulierung deines "2.Axiomes" zeigst du, dass du nicht verstehen kannst oder willst, worum es hier geht. Ebenso mit der Wiederholung deiner "Grenze".
    Wenn es dir besser geht, nachdem wenn du solche Sätze formuliert hast:""Ich habe den Eindruck, Du glaubst, ich würde mit einer Giftspritze bewaffnet durch Krankenhäuser und Pflegeheime touren wollen, und nach kurzem Blickkontakt jeden umbringen, dessen Lebensumstände ich für unwürdig halte.", freut mich das für dich, doch der Vorwurf der Unsachlichkeit und der Polemik aus deinem Mund wird damit etwas lächerlich. Tut mir leid, ich bin (zum Glück) nicht für das verantwortlich, was du schreibst.

    @ alle:
    Hab euch lieb und habe fertig.
    Wer verstehen konnte und wollte, was mir zu sagen wichtig war, hat es wohl verstanden (verstehen hat nichts mit der gleichen Meinung sein zu tun).
    Ansonsten dreht sich das hier nur in Rechtfertigungszirkelschlüssen mit 3fachem Axiomrittberger, die immer wieder in den gleichen vermeintlichen Missverständnissen enden.
    Wünsche euch schöne Ostern und eine gute Zeit

  8. #128
    Avatar von ThomasT
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    Artikel 1 Grundgesetz: "Die Würde des Menschen ist unantastbar.".
    Also hat auch das Frühchen eine Würde, die ihr nicht genommen werden kann.

    Das wäre alles unerheblich, wenn man die Würde nicht an Bedingungen knüpfen würde, und nach der Bewertung würdig/unwürdig zu weiteren Schlußfolgerungen kommen würden, weswegen wir die Bewertung überhaupt vornehmen.

    In der DDR gab es übrigens Gegenden, in denen es auffallend wenig Frühchen gab. Nicht dass es dort gute Säuglingsstationen gab. Nur sind die dort nie aus dem Kreissaal angekommen. Nach der Wende gab es dann eine kurze, heftige Diskussion in der Ärzteschaft, bis den westdeutschen Ärzteschaft einfiel, dass es auch in der BRD Überlegungen. gab, wie mit Frühchen umzugehen ist.
    Die antisozialen Singer-Jünger, die einfach mal medizinische und biologische Fakten ignorieren, und einfach mal Infantizid als Abtreibung bezeichnen, passend da auch ganz gut ins Bild. Wobei ist das für die mit der Würde eh egal, weil man es nicht mit Personen zu tun hat.
    Geändert von ThomasT (05.04.2012 um 18:29 Uhr)

  9. #129
    Administrator Site Admin Avatar von Doreen mit Elisei
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    Ich hab zu dem Thread auch nichts mehr hinzuzufügen.

    Außer, dass ich mich nicht mehr wundere, warum behinderten/kranken Menschen so wenig Akzeptanz oder gar Achtung entgegen gebracht wird.
    Liebe Grüße von Doreen (Kontaktadresse der WRG) mit Elisei ( 11/03 beidseitige LKGS) und den 3 Geschwistern
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    Jeder sollte nur soviel Staub aufwirbeln, wie er bereit ist zu schlucken.

  10. #130
    Avatar von Dani & Corvin
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    Hm, es wurde schon sooo viel geschrieben, ich habe jetzt nicht alles ganz genau gelesen. Deshalb gehe ich jetzt nicht so konkret darauf ein! Ich habe mir damals gesagt, das ich es nicht in der SS entscheiden möchte und daher aus den normalen US keine Feindiagnostik machen lassen. Wir wollten nehmen was kommt.

    Allerdings kann ich auch die Angst verstehen, gerade wenn man es selbst miterlebt hat, was passieren kann!


    Aber man sollte Vorsicht walten lassen, was die Diagnosen im Mutterleib angeht! Ein Beispiel hat mich seit Jahren nicht mehr losgelassen. Wir hatten hier einmal vor Jahren eine junge Familie, die waren schwanger. Während dieser Schwangerschaft wurde nun von den Ärzten festgestellt, dass das Kind schwehr behindert bzw. gar nicht lebensfähig zur Welt kommen würde. Man riet zu einen späten Schwangerschaftsabbruch. Diese Familie entschied dagegen, weil sie sich nach einer normalen Geburt von seinem Kind verabschieden wollte. Das Kind wurde ausgetragen und geboren: mit einen Lippenspalte, einen operablen Herzfehler und einem fehlenden Darmausgang. Voll lebensfähig! Da hatten sich die Mediziner wohl geirrt.

    Ich finde die Pränataldiagnostik manchmal etwas fragwürdig. Einerseits erleicht sie, wenn man weiß, es ist alles in Ordnung, andererseits schürt sie Ängste und zwingt Eltern manchmal zu Entscheidungen die sie vielleicht nicht treffen wollten.

    Eine Frage habe ich an dich DJO: Würdest du deine Eltern verurteilen weil sie dich mit Spalte zur Welt brachten? Wenn Sie es gewusst hätten, würdest du sie fragen, warum habt ihr mich behalten?
    Geändert von Dani & Corvin (05.04.2012 um 22:01 Uhr)
    Dani & Philip mit Corvin * 20.07.06 (doppels. LKGS)



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