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Thema: Schwangerschaftsabbruch wegen LGKS!?

  1. #111
    Theresa mit Malou
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    @ Annchen Das unterschreibe ich genau so! Ein wunderbarer Beitrag von Dir der mir aus der Seele spricht.

  2. #112

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    @Annchen:
    Wie schon in Diskussionen zu anderen Themen wurde die Thread-Eröffnerin auf dem Weg wohl verloren. Schade!
    Ich glaube, djo ist schon verloren gegangen, als man ihre Haltung "krank" genannt hat und ihr vielfach empfohlen wurde, ganz auf Kinder zu verzichten.

    anne,

    langsam habe ich das Gefühl, es geht Dir gar nicht um die Sache, sondern einzig und allein darum, Streit zu provozieren.
    Wieso wirfst Du mir vor, dass meine Haltung zu dem Thema auf meinen Empfindungen basiert? Wie soll es denn bitte sonst sein? Wenn sie auf irgendetwas anderem basieren würde, wäre es doch nicht mehr meine Haltung. Für Dich mag es einfach nur ein Beispiel sein. Für micht ist der hauptsächliche Grund, warum ich das Theme so sehe, wie ich es sehe. Dass persönlich ist, liegt in der Natur der Sache. Übrigens auch, dass damit Gefühle verbunden sind, die für Außenstehende vielleicht nicht ganz nachvollziehbar sind.
    Du spekulierst zu viel. Für meine Großmutter ist zu spät. Falls mein Vater oder meiner Schwester in eine Situation geraten, in der ich von Ärzten, gefragt werde, was passieren soll, muss ich nicht spekulieren. Ich weiß was sie wollen. Und falls ich es im Gefühlschaos vergessen sollte, kann ich es nachlesen. Wir haben nämlich darüber geredet und einander wechselseitig als Entscheidungsträger in unsere Patientenverfügungen eingetragen. Daher weiß ganz genau, dass mein Vater und meine Schwester das weitgehend so sehen wie ich. Und wenn irgendwann eine Frau dauerhaft in mein Leben tritt, werde ich das Thema auch mit ihr bereden und auch sie in meine Patientenverfügung eintragen. Wenn sie die Dinge anders sieht als ich würde ich ihre Wünsche natürlich respektieren, auch wenn ich es für mich anders handhaben würde. Umgekehrt würde sie es hoffentlich auch tun. Aber das ist momentan natürlich Spekulation
    Wenn Du für Dich etwas anderes willst, musst Du das mit Deinen Verwandten klären. Aber verschon mich bitte mit Deinen abstrakten Vorträgen. Du baust da ein Dilemma auf, für das in meinem bereits eine - vielleicht nicht perfekte - aber doch tragfähige Lösung gibt.

    Und was spielt es denn bitte für eine Rolle, dass ich in vierzig Jahren vielleicht anders denke? Gut, wenn ich aufhöre mit meiner Familie zu reden und vergesse, ab und an meine Patientenverfügung zu aktualisieren, gucke im Falle eines Falles vielleicht etwas dumm aus der Wäsche, aber das ist doch mein höchst eigenes Problem und geht Dich einen feuchten Schmutz an. Außerdem: Wenn meine Meinung weniger wert sein soll, weil sie sich in vierzig Jahren vielleicht ändert gilt das für Deine mindestens genauso!

    Wie zum Geier kommst Du dazu, mir in einer Klammer den Zustand meiner Großmutter zu erklären? Wie überheblich ist das denn? Du kanntest sie doch gar nicht!

    Und das hier
    Zitat Zitat von anne
    Dass deine Mutter nicht um ihre heißgeliebte Tochter trauern konnte, mag dich erschüttert haben, aber hat es deine Großmutter genauso unglücklich gemacht wie dich?
    ist eine gequirlte Scheiße, die mich richtig aufregt. Wie soll jemand, der gar nicht kapiert, dass er Grund zum Trauern hat, über seine fehlende Trauer unglücklich sein? Der entseelte Körper war vielleicht nicht traurig, aber die Frau, die mich mit Schokopudding verwöhnt hat, wäre wenn sie das mitgekriegt hätte, vor Scham das es mit so weit gekommen ist, im Boden versunken!
    Und mit welchem Recht gerierst Du Dich hier als Verteidigerin des Lebensrecht und der Würde meiner Großmutter? Das ist eine Dreistigkeit ohne Gleichen, denn DU KANNTEST SIE NICHT! Ich weiß nicht, was nach dem Schlaganfall in ihrem Kopf vorgegangen ist. Ich bin nicht einmal ob dort überhaupt noch etwas vorgegangen ist. Den Röntgenbildern nach nicht. Aber ich habe sie - auch wenn es Dich vielleicht überraschen mag - vor dem Schlaganfall recht gut gekannt. Und dieser Zeit hat sie hat ihre Art zu Denken und zu Fühlen und Denken zum Teil direkt und zum Teil mit einem Umweg über meine Mutter an mich weiter gegeben. Ich bin zwar keine Kopie von ihr aber ich kann trotzdem ganz gut einschätzen, wie sie die Sache gesehen hätte. Auf jeden Fall besser als Du!
    Ich weiß, wie wichtig es ihr war selbstständig zu sein und niemandem zur Last zu fallen. Wäre sie geistig klar gewesen, und hätte aus körperlichen Gründen dermaßen intensive Pflege gebraucht, wäre ihr das peinlich gewesen und sie hätte sich geschämt. Sie hätte aus Liebe zu ihrem Mann am Leben festgehalten. Aber der ist kurz nachdem sie den Schlaganfall hatte gestorben. Zwei Wochen nachdem ihm klar geworden ist, dass es mit seinem "Mäusel" nichts mehr wird, war es mit ihm vorbei. Ich denke, umgekehrt wäre es ähnlich gewesen. Sein Tod hätte ihr wahrscheinlich das Herz gebrochen und den Lebenswillen geraubt.

    Anstatt ständig destruktiv anderer Leute Haltung zu kritisieren und anzugreifen gib mal Butter bei die Fische und leiste einen konstruktiven Beitrag indem Du selbst mal Stellung beziehst: Würdest Du so leben wollen, wie ich es im Post von 17:35 geschildert habe? Würdest Du Deinen Verwandten zumuten wollen, Dich in diesem Zustand pflegen zu müssen? Und wie sähen Lebensumstände aus, in denen ein Leben mit so drastischen Einschränkungn würdevoll aussähe?
    Klare Fragen, auf die jeder, der sich mit der Thematik befasst hast, leicht Antworten finden müsste!

  3. #113

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    @ andy
    Ich habe Antworten auf deine vielen Fragen gegeben. Ich kann aber nichts dafür, wenn sie dir nicht gefallen. Daran kannst du auch mit weiteren unzähligen vorwurfsvollen Zeilen nichts ändern. Du machst die Würde eines Menschen, auch deine eigene, an gesundheitlichen Kriterien fest, damit sprichst du vielen Menschen quasi automatisch die Würde ab. Die Würde kann einem Menschen nicht genommen werden, sie kann ihm aber abgesprochen werden (meist um die Tötung oder die Verhinderung der Menschwerdung zu legitimieren) und ein Mensch kann unwürdig behandelt bzw. nicht behandelt werden.
    Ich will dir überhaupt nicht deine Meinung, deine Gefühle oder sonstwas absprechen oder madig machen. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass du hier mit DEINEN Gefühlen gegenüber deiner Großmutter allgemeine Aussagen über die Würde des Menschen triffst und diese dann wiederum auf andere bezieht, die "sabbernd im Rollstuhl sitzen". Wenn dir Kritik an deinen Äußerungen nicht passt, dann musst sie eben lassen.
    Ich werde hier trotzdem keinen Seelenstriptease hinlegen, nur um dir Futter zu geben, auch wenn ich schon lange eine Patentienverfügung, eine Vorsorgevollmacht und ein Testament verfasst habe.
    Es geht nicht darum, wie jemand leben oder sterben wollen würde, es geht darum welche Bedingungen wir schaffen für Menschen, die im Leben Schwierigkeiten ausgesetzt sind oder leiden müssen. Es gibt z.B. wissenschaftliche Untersuchungen, die aufzeigen, dass bei Patienten im terminalen Stadium die Ausprägung von Todeswünschen nicht mit der Stärke der Schmerzen, sondern mit der Intensität der persönlichen Zuwendung korreliert ist. So etwas lässt sich natürlich nur schwer auf dem Röntgenbild erkennen, dafür sind andere Sensoren nötig. Wenn Fürsorge, Pflege und Trost spenden für Verwandte nicht möglich ist, so lassen sich hier andere Lösungen finden, es gibt ehrenamtlich wie auch professionell arbeitende Menschen, die dies hervorragend können. Und wie gesagt, würden wir mehr Geld für Pflege, soziale Fürsorge und ähnliche Bereiche investieren, müssten wir uns nicht soviel Gedanken darüber machen, wie wir uns möglichst schnell aus dem Leben befördern können, wenn wir meinen, es könnte schwierig werden oder sogar versuchen, solche Lebenssituationen durch pränatale Selektion gleich "präventiv" zu vermeiden.
    Wenn du dich persönlich angegriffen fühlst, tut mir das leid, es könnte aber daran liegen, dass du aus persönlicher Betroffenheit und persönlichen Erfahrungen durch unpassende Vergleiche allgemeingültige Handlungsansätze zu konstruieren versuchst. Wenn du deine persönlichen Erfahrungen hier mitteilen willst, ist das doch prima, aber warum musst du daraus unbedingt Schlussfolgerungen für andere Lebenssituationen und andere Menschen ableiten, die damit nichts zu tun haben? Und wenn schon, warum darf man das nicht kritisch hinterfragen?
    Zur ursprünglichen Frage von djo: Was erwartet jemand als Antwort, der in einem Forum von Eltern und Selbstbetroffenen zum Thema LKGS solche Fragen stellt? Wer sich solche Fragen stellt, sollte auch meiner Meinung nach überlegen, ob er/sie wirklich Kinder haben will. Das ist nicht böse oder moralisch, sondern einfach nur realistisch gemeint. Dass manchen Eltern hier dabei die Hutschnur hochgeht, kann ich sehr gut verstehen, auch wenn der Stil dann nicht mehr ganz korrekt sein mag. Aber dazu muss man vielleicht selbst Kinder haben, was ebenso einfach nur realistisch gemeint ist.

  4. #114
    Avatar von ThomasT
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    Man müsste mal schauen, wie die Ursachen verteilt sind, sein Leben "sabbernd im Rollstuhl verbringen zu müssen": Frühgeburt, Komplikationen während der Geburt, genetische Ursachen. Wahrscheinlich gibt es irgendwo Statistiken.

    Meist ist dann doch ein schmaler Grat zwischen relativ "normalen" Leben und der Unfähigkeit zu einem "normalen" Leben. Das Problem dabei ist aber auch, dass der IST-Zustand recht gut einzuschätzen ist. Die weitere Entwicklung aber meist nur geahnt und abgeschätzt werden kann, in dem man mit anderen Fällen vergleicht, wenn man welche kennt.
    Dass es bei meiner Geburt zu Komplikationen gab, hatte ich schon erwähnt. In den Krankenakten ist von einem Test auf Gehirnschäden die Rede. Das Ergebnis kenne ich nicht. Aber durch die Untersuchungen bis U3/U4 dürfte ich zweifellos "durchgefallen" sein. Der IST-Zustand während meiner ersten acht Wochen war nicht besonders. Die Zukunft ungewiss. War wichtiger? Meine Würde oder mein Leben? Sollte ich sauer sein, dass meine Eltern, das Risiko eingingen, dass sich meine Lage vielleicht nicht gebessert hätten? Wäre das wirklich in meinem Sinne gewesen, wenn sie sich dann gegen mein Leben entschieden hätten oder doch im Sinne meiner Eltern?

    Der eindrücklichste Demenz-Fall der letzten Jahre ist Walter Jens. Es gibt Aussagen, dass er nie in diese Situation kommen wollen würde. Doch nun scheint es ihm gut zu gehen. Es ist seine Familie, die mit dem IST-Zustand nicht sehr gut zurecht kommt.

  5. #115
    Administrator Site Admin Avatar von Doreen mit Elisei
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    @andyb77
    Ich habe nirgends einen persönlichen Angriff von anne auf dich gelesen. Sie hat sehr sachlich geschrieben. Und ich möchte dich bitten, deine Ausdrucksweise zu mäßigen. Sonst werde ich den Thread schließen, was du dann sicher wieder bemängelst. Also, halte dich an die Forenregeln.


    andyb77 schrieb: Wieso wirfst Du mir vor, dass meine Haltung zu dem Thema auf meinen Empfindungen basiert? Wie soll es denn bitte sonst sein? Wenn sie auf irgendetwas anderem basieren würde, wäre es doch nicht mehr meine Haltung. (Zitat Ende)


    Wenn du nur über deine Großmutter schreibst, sind deine Empfindungen eben deine Empfindungen. Aber du kannst nicht von deiner Großmutter auf andere Menschen/Frühgeborene und Behinderte schließen. Du magst über sie denken, was du willst, aber was zählt ist doch, was sie selbst über sich denken, wie sie selbst ihre Lebensqualität empfinden. Nichts anderes habe ich aus annes Beitrag rausgelesen. Und das sehe ich genauso.

    Deine Ausdrucksweise verletzt mich und sicher auch andere hier im Forum. Ich habe auch ein Kind, dass mehr als 95% der Leute, die es vor der Geburt erfahren, abtreiben. Sie bekommen eingeredet oder reden es sich selber ein, dass diese Kinder keinerlei Lebensqualität hätten, was definitiv nicht stimmt. Über mein Kind wird auch gern gesagt: "die sitzen nur sabbernd in der Ecke." Naja, wenigstens kein Rollstuhl. Das erhöht die Lebensqualität etwas. (Ironie off)
    Geändert von Doreen mit Elisei (04.04.2012 um 23:04 Uhr)
    Liebe Grüße von Doreen (Kontaktadresse der WRG) mit Elisei ( 11/03 beidseitige LKGS) und den 3 Geschwistern
    Steckbrief und Fotos



    Jeder sollte nur soviel Staub aufwirbeln, wie er bereit ist zu schlucken.

  6. #116
    Avatar von omaschlie
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    @andyb77: darf ich vorstellen...meine Nichte....http://www.jenniferw.de/

    LG Birgit
    Geht nicht, gibt`s nicht!

    Omi von Marlon , geb. 15.08.2009 und Zina, geb. am 08.02 2011, LKGS links LV: 10.05.2011,Weichgaumen, Paukis: 01.11.2011, Hartgaumen: 12.12.2012

  7. #117
    Avatar von Amakhala
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    Birgit, die Überschrift der Website beinhaltet so viel Wahres und macht vieles von dem hier geschriebenen überflüssig. Ich kopiere sie hier rein, weil ich es GENAU SO sehe!!!!

    Nicht behindert zu sein,
    ist ein Geschenk,
    das uns jederzeit
    genommen werden kann



  8. #118

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    Zitat Zitat von Doreen mit Elisei Beitrag anzeigen
    @andyb77
    Ich habe nirgends einen persönlichen Angriff von anne auf dich gelesen. Sie hat sehr sachlich geschrieben. Und ich möchte dich bitten, deine Ausdrucksweise zu mäßigen. Sonst werde ich den Thread schließen, was du dann sicher wieder bemängelst. Also, halte dich an die Forenregeln.
    Das sehe ich etwas anders. anne hat in diesem Thread sehr wohl mehrfach verbale Seitenhiebe ausgeteilt, insbesondere andyb77 hat sein Fett wegbekommen - und das nicht zum ersten Mal: auch in anderen Threads liefert sie sich gern Wortgefechte mit ihm. Meiner Ansicht nach kann es nicht angehen, dass ihre bissigen Kommentare selbstverständlich hingenommen werden, während andyb77 gerügt wird.

    Ich kann das, was andyb77 über seine Großmutter geschrieben hat, durchaus nachvollziehen, was nicht heißt, dass ich in einer ähnlichen Situation zwangsläufig genauso denken würde. Aber so, wie er es beschrieben hat, kann ich seine Empfindungen verstehen. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich das auch sehr gut aus meinem Umfeld kenne. Dort wird auch von vielen die Meinung vertreten, dass es Fälle gibt, bspw. wenn jemand nach einem Schlaganfall oder Unfall schwerst hirngeschädigt ist, wo es womöglich besser gewesen wäre, derjenige wäre gestorben, anstatt zu überleben und jetzt "würdelos vor sich hin zu vegetieren". Kaum einer dieser Menschen ist aber der Meinung, dass Menschen mit Behinderungen generell kein Recht auf Leben haben.

    Was andyb77 über seine Großmutter geschrieben hat, ist natürlich sehr von seinen eigenen Gefühlen bezügl. der Situation geprägt, das ist gar keine Frage! Das gilt aber gleichermaßen auch für die, die selbst ein Kind mit Behinderungen/Fehlbildungen haben und sich sofort sehr persönlich angegriffen fühlen, weil es Frauen/Paare gibt, die ein Kind mit Behinderungen/Fehlbildungen vermutlich abtreiben würden.

    Ich denke, hier werden pauschal verschiedene (Extrem-) Situationen in einen Topf geworden, was in dieser Form meiner Meinung nach nicht richtig ist. Am Ende muss jeder Fall immer ganz individuell betrachtet werden. Und jeder muss für sich selbst schauen, wie er eine Situation für sich beurteilen möchte. Am Ende hängt diese Beurteilung sicher auch immer von den eigenen Erfahrungen, Beobachtungen und Lebensumständen ab. Es gibt gerade in diesen Extremsituationen oft kein eindeutiges Falsch oder Richtig.

  9. #119

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    Doreen;

    korrigiere, wenn ich mich irre: Du fühlst Dich angegriffen, weil Du den Ausdruck "ein sabbernd im Rollstuhl verbrachtes Leben" auf Deine Tochter beziehst, die - wenn mich richtig erinnere, eine Trisomie 21 hat. Das ich erst jetzt begriffen, und es tut mir leid, wenn Du Dich getroffen fühltest. Aber das ganze ist ein Missverständnis. Ich wollte damit losgelöst von konkreten Personen oder Bestimmten Krankheiten Lebensbedingungen umreißen, deren Würdigkeit man meiner Auffassung mit Recht bezweifeln kann. Keiner von kennt die konkreten Einzelfälle auf der anderen Seite des Bildschirms, schon deshalb würde ich das niemals ein Urteil über die Würdigkeit des Lebens Deiner Tochter oder von Birgits Nichte abgeben. Ich habe den Ausdruck "ein sabbernd im Rollstuhl verbraucht es Leben" ohne jeden metaphorischen und übertragenen Gehalt verwendet. Ich meint ganz wörtlich ein aus welchen Gründen auch immer "sabbernd im Rollstuhl verbrachtes Leben". Oder etwas ausführlicher: Ein Leben, dass darauf beschränkt ist, dass der Betroffene morgens nach Waschen und dem Windelwechsel aus dem Pflegebett mit der Dekubitusmatte gewuchtet und den Rollstuhl verfrachtet wird, wo er irgendwo geparkt wird, zwei, drei Mal am Tag Astronautennahrung eingeflößt bekommt, drei Mal in der Woche vom Rollstuhl in die Badewanne und zurück verfrachtet wird und den Rest der Zeit damit verbringt, sabbernd und teilnahmslos in die Luft zu starren, bis er wieder ins Bett gelegt wird. In einem solchen Leben kann ich weder Würde noch Lebensfreude erkennen. Führt Deine Tochter ein solches Leben? Ich weiß es zwar nicht, aber nach dem, was ich über Trisomie 21 weiß, vermute ich recht stark, dass dem nicht so ist. Ergo ist und war sie nie gemeint.
    @Birgit: Über Deine Nichte kann ich das nicht so eindeutig sagen. Dem, was ich der Homepage entnehmen konnte, scheint sie ein Grenzfall zu sein, über den man nur urteilen, wenn man ihn wirklich genau kennt. Das soll nicht heißen, dass ich die Entscheidung ihrer Eltern, bis zum Letzten um ihr Leben zu kämpfen kritisiere. Das stünde, weil die Entscheidung micht nicht betrifft auch gar nicht zu. Es heißt lediglich, dass ich, weil ich anders fühle und anders denke, möglicherweise anders entschieden hätte.

    Das "sabbernd im Rollstuhl verbrachte Leben" war als abstrakte Fiktion gedacht, die im Weiteren Verlauf die Funktion einer die Orientierung erleichternden Randkoordinate erfüllen sollte. Ich wollte, wenn Du so willst, Eine für alle verwendbare Grundlage schaffen, die die Einzelfälle ersetzt, die immer nur einer wirklich beurteilen kann. Und weil eine solche fiktive Grundlage notwendigerweise abtrakt und holzschnittartig (sonst könnten sich ja nicht mehr alle darauf beziehen) sein muss, konnte ich mir schlicht nicht vorstellen, dass das jemand tatsächlich auf sich bzw. irgendwelche Verwandten beziehen könnte.

    Auch wenn es von mir kommend, jetzt vielleicht etwas merkwürdig wirkt, muss ich juli-ellis Kritik am Moderartionsstils bekräftigen. Zum einen finde ich, dass Du Doreen, dich in diesen Thread zu sehr eingebracht hast, um ihn noch zu moderieren. Du hast die zum Moderieren notwendige Neutralität nicht mehr. Das soll eine sachlich Feststellung sein, kein Vorwurf, immerhin bist Du auch Userin und darfst Dich beteiligen wann immer Du willst. Aber ich finde, ein Moderater, der sich an einer bestimmte Diskussion beteiligen möchte, sollte deren Moderation schon aus Prinzip an jemand anderen abgeben. Sonst haben wir am Ende Kläger und Richter in einer Person und das führt nur zu Ungerechtigkeiten und Animositäten.
    Zum anderen wurde in diesem Thread wurden einiges rausgehauen, bei dem man meiner Meinung nach hätte eingreifen müssen. Wo war die Moderation, als djo mit den Worten
    Zitat Zitat von Hanna11
    es ist schlimm das manche menschen meinen sie müssten gott spielen KRANK !!!!!!!!!
    um einiges heftiger angegriffen wurde als anne von mir? Wo war die Moderation, als sich "Grit mit Helena" mit den Worten:
    Zitat Zitat von Grit mit Helena
    Ihr würdet es auch nicht verwerflich finden, wenn sie jetzt ihr Baby töten!!
    eine justiziable Verleumdung geleistet hat?
    Ich fand, was anne geschrieben hat empörend. Das merkt man meinen Posts an. Es gibt eine Menge anderer Posts, denen man auch Empörung anmerkt. Aber anders als die habe ich geschrieben, was ich empörend fand und. Das habe ich getan, damit anne - falls ich da was in den falschen Hals gekriegt haben sollte - das tun, was Dir gegenüber gerade getan habe. Um Entschuldigung bitten, und versuchen kann das Missverständnis aufzuklären. Wenn anne einen solchen Schritt nicht tut ... nun ja, dann soll sich jeder seinen Teil denken.
    Geändert von andyb77 (05.04.2012 um 10:25 Uhr)

  10. #120

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    Es ging mir nicht direkt um Menschen und ihre Würde sondern um Lebensumstände die Menschen ihrer Würde berauben. Ich sage ganz ausdrücklich nicht: "Dieser Mensch hat keine Würde" oder "Dieses Leben hat keine Würde" sondern "Dieser Mensch muss unwürdige Lebensumstände ertragen". Jeder Mensch hat einen Anspruch auf ein würdiges Leben. Aber wie soll ein Mensch seine Würde wahren, wenn er unter gänzlich unwürdigen Umständen leben muss? Ich habe von meiner Oma erzählt, weil ich dachte, das sei ein recht klares Beispiel, wie Krankheit, Behinderung und körperlicher Verfall Lebensumstände erzeugen, die so unwürdig sind, dass der Tod eine die Würde wieder herstellende Erlösung ist. Wenn aus egal aus welchen Gründen die Aussichten auf würdige Lebensumstände besteht zu schlecht werden, kann man mit einem würdigen Sterben besser dran sein als mit einem dauerhaft unwürdigen Leben; egal ob es nun um eine 92 jährige Frau oder um einen Fötus in der 22. Schwangerschaftswoche geht.

    Ich habe nie behauptet, meine Haltung sei allgemeingültig. Natürlich muss jeder für sich definieren, was ein Leben menschenwürdig macht wo ein würdiges Leben aufhört und der Tod zu einer Erlösung aus der Unwürde wird. Aber wenn man immer pauschal brüllt: "Jedes Leben ist würdig" oder "Man darf Menschen die Lebenswürde nicht absprechen", blendet man den Aspekt, wenn es zur konkreten Einzelfallentscheidung kommt, komplett aus. Wie will man die Würde eines Menschen wahren, wenn man die Frage nach der Würdigkeit der zu erwartenden Lebensumstände gar nicht erst zulässt? Die Folge wäre eine Medizin, in der die menschliche Würde gar keine Rolle spielt, weil immer - ohne jede Rücksicht auf die Situation und Einzelfall - alles Mögliche getan werden muss, um das Leben zu verlängern. Und ich finde, eine solche Medizin kann im Einzelfall zutiefst unmenschlich sein.

    Und weil es immer um konkrete Einzelfälle geht, geht sehr wohl darum, wie ein einzelner Patient leben und unter welchen Umständen er lieber sterben würde. Denn wie kann die Würde eines Menschen gewahrt bleiben, wenn man seine Wünsche und seine Vorstellung von Würde in diesen elementaren Fragen einfach ignoriert? Im Idealfall gilt das Urteil, das der Betroffene selbst über sein Leben und seine Zukunftsaussichten fällt. Wenn der Betroffene sich aber nicht äußern kann, müssen andere für ihn entscheiden. Idealerweise Menschen, die das in seinem Sinne tun können. Aber das wird manchmal schwierig; z.B. wenn man nicht darüber geredet hat, oder es um extreme Frühgeburten geht. Aber dass man nicht wissen kann, wie der Betroffene ein würdiges Leben definiert, kann doch nicht heißen, dass seine Würde, wenn schwierige Entscheidungen getroffen werden müssen, ignoriert werden kann. Da ist es besser, wenn Würde nach den Vorstellungen des Entscheidungsträgers definiert wird, als wenn man gar keine Rücksicht darauf nimmt.
    Natürlich kann man die Frage nach der Würde nicht auf die Frage nach Leben und Tod beschränken. Und natürlich sollte man versuchen, menschliches Leben auch unter widrigen Umständen würdig zu gestalten. Aber man muss auch einsehen, dass es die Gestaltungsmöglichkeiten dabei begrenzt sind. Nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch weil es immer noch eine ganze Menge Dinge gibt, auf die kein Mensch der Welt einen Einfluss hat. Der Tod gehört zum Leben dazu, und weil wir in unserer modernen Welt verlernt haben, das zu akzeptieren, entstehen meiner Auffassung nach in den Grenzbereichen der Medizin sehr unwürdige Lebensumstände und eine ganze Menge vermeidbares Leid.

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