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Thema: Schwangerschaftsabbruch wegen LGKS!?

  1. #31
    Avatar von Steffi und Dino
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    Hallo, wenn ich das so lese Djo, werde ich irgendwie traurig.

    Es ist natürlich schade, dass Du so einen schweren Lebensweg hattest. Aber gleichzeitig teilst Du uns mit, dass unsere Kinder in deinen Augen es besser gehabt hätten, wenn sie nicht leben würden. Wie kann man nur so etwas von sich geben. Auch wenn Du es nicht genauso ausgedrück hast, weil Du es eben auf Deine Situation/Meinung münzt, bleibt es das selbe. Wenn Du so viel Angst davor hast, ein Kind mit Spalte zu bekommen, dann würd ich wie hier schon mehrfach geschrieben wurde, vom Kinderwunsch Abstand nehmen. Oder Du musst halt ein Kind aus der Retorte nehmen bzw. eines Adoptieren. Ein Kind, ein Lebenwesen ist nichts, was man mal eben so austauscht, wenn es nicht passt. Und eine Spalte ist "nur" eine Fehlbildung und keine lebensbedrohliche Krankheit. Vor allem auch keine geistige Krankheit. Warum soll dieses Kind wenn es eine Spalte hätte, also nicht leben. Es gibt so viele unvorhersehbare Ereignisse. Was wäre wenn Dein Kind einen Unfall mit schwerwiegenden Folgen hätte. Du als Mutter musst Deinem Kind in jeder Lebenslage beistehen. Frage Dich ehrlich, ob Du das kannst.
    Ich will Dich garnicht angreifen, wahrscheinlich bist Du dir selber gerade nicht über deine Gedanken im Klaren, und versuchst hier Klarheit zu finden. Auch wenn Du heftigen Gegenwind bekommst. Vielleicht wird Dir ja dadurch einiges Klarer.

    Wir wussten vorher auch nicht, dass wir einen Sohn mit Spalte bekommen würden, aber ich würde ihn für nichts in der Welt eintauschen. Und ich hoffe, dass Du das auch einmal über Dein Kind sagen kannst, wenn Du eines bekommst. Ich selber habe auch ungleiche Nasenlöcher und kein durchgehendes Lippenrot, auch wenn ich richtige keine LKGS habe. Und ich kenne Hänseleien auch, aber jetzt bin ich erwachsen. Und die Hänseleien sind schon lange verstummt. Mein Leben hält aber hoffentlich noch lange an und auf die Kinder von damals, bin ich heute nicht mehr ärgerlich. Es kommen halt auch andere Zeiten. Die Kindheit ist ja nur ein "kleiner Teil" des Lebens.

  2. #32
    Avatar von omaschlie
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    Meine Schwägerin hatte das unglaubliche Pech zweimal nacheinander eine Schwangerschaftsvergiftung zu bekommen. Das erste Baby hat es nicht überlebt. Die Mutti hat es mit Mühe geschafft. Dann die 2. Schwangerschaft. Was haben wir uns alle gefreut. Der Schock... Einleitung in der 24. SSW wegen erneuter Schwangerschaftsvergiftung. Jennifer wog bei ihrer Geburt 490 Gramm und war 42 cm groß. Sie lebte und kämpfte. die ärzte wiesen auf das hohe Risiko hin , dass durch künstliche Beatmung usw. besteht und fragten die Eltern, ob sie das Kind optimal versorgen sollen oder nur das Notwendigste. Sie haben sich damals für die Optimalversorgung entschieden und es nicht bereut. Auch wenn Jennifer schwere Schäden an Augen und Hirn erlitten hat, so ist sie ein überaus fröhliches Kind und hält ihre Eltern wie alle andren Kinder auch gut auf Trapp.
    Ich habe mich auch oft gefragt: Hätte ich auch so entschieden? Und dann seh ich sie lächeln und höre sie lachen .... und dann.... habe ich keine Frage mehr!

    In diesem Sinne kann sich sicher jeder vorstellen, was sich Dijo gern sagen möchte...

    Liebe Grüße Birgit
    Geht nicht, gibt`s nicht!

    Omi von Marlon , geb. 15.08.2009 und Zina, geb. am 08.02 2011, LKGS links LV: 10.05.2011,Weichgaumen, Paukis: 01.11.2011, Hartgaumen: 12.12.2012

  3. #33
    Avatar von Sunny-sun
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    Hey, also in einer hinsicht kann ich es ein klein wenig nachvoll ziehen ABER ich würde trotzdem kein baby abtreiben.
    Sonst müsste man jedes baby abtreiben da jeder womöglich gehänselt werden könnt (aus welchen gründen auch immer oder auch keinen gründen es gehänselt wird).

    Für mich steht fest: wenn man seinem Kind das richige mit auf den weg gibt - ihm selbstvertrauen und alles weiter gibt/ ihm (ich nenn es mal )"beibringt" dann is es gar nicht schlimm eine LKGS zu haben.

    Ich bin selbst eine trägerin von LKGS und grad mal 19 jahre alt und hab das alles hinter mir und mein leben is soweit super gut, obwohl ich gehänselt wurde (was glaub jeder schon wurde - egal ob LKGS, etwas anderem oder auch ganz ohne einen grund) es macht nur gaanz wenig vom leben aus, also ich bin froh, dass ich leben durfte und meine eltern mich nicht abgetrieben haben ich freue mich zu leben trotz der hänseleien.

    Heute denk ich nur: wär ich damals etwas schlauer gewesen dann hät ich es "besser gemacht", wäre anderst mit den hänseleien umgegangen (mir hat nur selbstvertrauen und so gefehlt) aber wenn man es den kindern beibring und sie taff fürs leben macht dann is alles kein problem. =)

    Kein Grund ein Baby abzutreiben!
    (= Liebe ist das schönste Gefühl der Welt =)

  4. #34
    Avatar von Isa mit Giuliana
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    Hallo Sunny!

    Irgendwie kann ich sie ja auch verstehen. Aber dann muss ich von meinem Wunsch abstand nehmen. Ich kann doch nicht erst einen Menschen BEWUSST zeugen und ihn dann wieder töten, weil er mir nicht in meine Vorstellung passt. Dafür habe ich kein Verständnis! Und wären die Worte von einer 16-jährigen gekommen, hätte ich vielleicht noch gedacht "Ja, sammel erstmal etwas Erfahrung", aber mit 32 geht das gar nicht! Es gibt hier im Forum auch viele Mütter, die deutlich jünger sind, aber ihrer Verantwortung gegenüber einem MENSCHEN wahrnehmen.

    Es gibt so viele unglückliche Frauen, weil sie keine Kinder bekommen können und sie will sich anmaßen, über das Recht auf Leben oder Tot entscheiden zu dürfen, nachdem sie erst planmäßig dieses Leben zeugen will!

    Mein bester Freund ist seit seinen Jugendjahren an Diabetes erkrankt. In den letzten 2 Jahren ist ausgeprägter Morbus Crohn dazugekommen (schmerzhafte Entzündunges des gesamten Verdauungssystems vom Mund bis zum After), man hat ihm viel Darm und sogar Magen entnommen. Er weiß, dass es genetisch ist und obwohl er gerne Kinder hätte, nimmt er vom dem Gedanken abstand, weil er solche Schmerzen (er hat dadurch 30 kg verloren und war nur noch Haut und Knochen, er konnte einfach nichts essen) seinem Nachwuchs nicht zumuten will. SO macht man es, wenn man einem Kind etwas nicht antun will und nicht so, wie sie es gerne machen möchte. Und dann maßt sie sich noch an, uns zu erzählen, wir hätten kein Recht mitzureden, nur weil wir nicht selbst betroffen sind. Ich glaube schon, dass jeder von uns hier irgendein Päckchen mit sich getragen hat und jeder irgendwann mal Hänseleien und Spott ausgesetzt war. Aber die wenigsten würden wahrscheinlich sagen, dass ihr Leben deswegen nicht lebenswert ist.
    Isa mit Giuliana, 07.2007, LKGS links GS rechts
    1. OP - Siegen, Dr. Koch 30.11.2007 - Gaumenverschluss, PR
    2. OP - Siegen, Prof. Dr. Dr. Koch & Dr. Grzonka 16.04.2008 - Lippen-Nase-Bildung
    3. OP - Siegen, Dr. Koch 01.09.2010 - Mundvorhofkorrektur
    4.+ 7. OP - Hamm, Dr. Schulz 22.12.2011; 28.11.2012 - Paukenröhrchen
    5. OP - Hamm, Dr. Schulz 26.04.2012 - Polypenentfernung, Mandelverkleinerung
    6. OP - Siegen, Dr. Berginski 30.05.2012 - Zahnsanierung unter Vollnarkose

    und Joel, 02.2009

  5. #35
    Verena Salcak
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    Ich möchte auch mal kurz etwas dazu sagen. Ich wusste nichts von Katharinas Spalte und es war bei der Geburt im ersten Moment eine große Überraschung. Ich bin glücklich und dankbar sie zu haben und würde eine Spalte auch nie als Grund sehen um eine Abtreibung zu machen. Wie schon oft gesagt kann immer etwas passieren, da sollte man wenn man nur ein perfektes Kind will sich eine Realdoll aus dem Internet bestellen. Die kann man dann so haben wie man sie will. Es kann nämlich immer was schief gehen. Eine Freundin von mir hatte eine ganz normale Schwangerschaft und leider ist ihr Sohn bei der Geburt stecken geblieben. Er ist heute 8 Jahre alt und sowohl geistig als auch körperlich behindert. Eine Schwangerschaft und Kinder zu kriegen ist immer ein Risiko!

  6. #36

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    Harz
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    Waoh...ich bin gar nicht sicher, ob ich jetzt gleich schreiben sollte...oder noch mal nachdenken...will ich das überhaupt.
    Bei mir geraten verschiedene Positionen durcheinander.

    Als allererste die der jungen Mutter, die noch vor einigen Wochen /Monaten jeden Entwicklungsschritt des kleinen wachsenen Menschens mit großer Vorfreude und Erfurcht mitverfolgt hat. Noch vor der Feindiagnostik war das so und mir klar, dass was auch immer sein würde sich meine Gefühle nicht ändern würde. Hier werde ich bei diesem Thema sehr traurig.

    Die Rolle der Selbstbetroffenen, gekränkt. Der Begriff "Lebenswert" kommt mir da in den Sinn. Wer stellt in Frage dass ein Leben mit Narbe im Gesicht und mit einigen Operationen lebenswert sein kann (natürlich kann ich hier nur von mir ausgehen). Das macht mich wütend.

    Und dann eine Außenrolle die sich mit Pränataldiagnostik beschäftigt (natürlich nicht ganz losgelöst von den anderen Rollen) und sich fragt, wo man Grenzen setzen sollte/ muss. (Heute Behinderungen, morgen Spalte, Übermorgen "falsches" Geschlecht?). Hier kommt ein gewisser Aktionismus auf, aber auch eine ziemliche Hilflosigkeit. Warum halten Menschen Dinge, die meinem Ethikverständnis so ganz und gar widersprechen für normal und richtig. Das will nicht in meinen Kopf.

  7. #37
    Avatar von esistso
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    Tja . . . . als ich den Beitrag von Djo las, bin ich sehr erschrocken. Abtreiben wegen einer LKGS - wenn diese nicht akzeptiert wird, dann finde ich es konsequent, auf Kinder zu verzichten.

    Selbst habe ich diese Entscheidung in jungen Jahren getroffen. Nicht heiraten, kein Kind. Die Beweggründe waren schon auch die, dass ich einem Kind nicht das zumuten wollte, was ich selbst erleben musste. Ich bin Betroffene und Jahrgang 51, da war es schon noch schlimm, mit LKGS zur Welt zu kommen.

    Trotzdem lebe ich gerne - und habe das Leben auch gut gemeistert. Wenn es wirklich zu schwer zu ertragen ist, kann sich ein Mensch zum Glück Hilfe suchen. Selbsthilfegruppen, soziale Einrichtungen,Therapeuten, Seelsorger oder gute Freunde helfen in Krisenzeiten weiter. Diese Hilfen habe ich in Anspruch genommen, wenn ich nicht mehr weiter wusste.

    Gehänselt wurde ich viel, aber Gründe dafür finden Kinder (und Erwachsene) auch ohne LKGS genügend. Schlimm war allerdings das berufliche Mobbing!

    Doch andererseits habe ich durch die LKGS viel Zuwendung und Verständnis erfahren. Zum Beispiel durch Ärzte und Krankenschwestern, die bei mir als Langzeitpatientin weit weg von zuhause fast ohne jeglichen Besuch zeitweise Ersatzeltern waren. Die Einflüsse dieser Menschen waren zudem, rückblickend betrachtet, für meine persönliche Entwicklung sehr wichtig.

    Was einen Schwangerschafts-Abbruch betrifft, und Schwangerschaft etc. überhaupt, kann ich folglich nicht mitreden. Ich bewundere aber jedes Mal beim Lesen hier im Forum die Mütter (und natürlich auch die Väter), die sich so liebevoll, kompetent und geduldig für ihr Kind einsetzen. Und keine Mühe scheuen, dass es gut operiert und behandelt wird. Auch meine Eltern haben in Sachen Behandlungen für mich alles getan, was sie konnten. Die Verhältnisse waren eben damals noch schwieriger, und psychologisch nahm man die LKGS so gut wie nicht wahr. Soll heißen, ich musste 'funktionieren' wie andere auch - das war eben oft hart, weil es einfach nicht ging.

    Kinder stecken viel weg, und das Schwere habe ich selbst auch lange verdrängt, als es endlich hinter mir lag. Emotionale Belastungen wie die jahrelange Pflege Tag und Nacht von nahen Angehörigen haben mir die Problematik wieder ins Bewusstsein gebracht. Doch dann, als ich bereits über 50 war, habe ich es dann psychisch verarbeitet.

    Darum kann ich heute mit Überzeugung sagen, eine LKGS ist mit vielen OP`s und anderen Unannehmlichkeiten verbunden - auch für die Eltern. Das Leben ist dennoch lebenswert und dann durchaus erfolgreich gestaltet werden!

    Ein schönes Wochenende noch , esistso
    "Ein Erfolgsrezept gibt es nicht, wohl aber ein Misserfolgsrezept: Versuche, allen zu gefallen."
    Jack Lemmon

  8. #38
    Dajana
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    Ich habe mich Extra wegen diesem Thema hier noch einmal registriert (damaliger Username Dia90) und ich muss echt sagen, ich verstehe es einfach nicht.

    Ich selber bin Selbstbetroffen, 21 Jahre jung und denke auch schon an Kinder und was die Zukunft mit sich bringt. Vorzuplanen und dann aber alles auf einen Schlag zu zerstören, nur weil etwas nicht passt? DU hast für DICH entschieden, dass du das sogenannte "Wunschkind" wie DU es nennst, abtreiben willst. Hast DU aber mal daran gedacht wie dein PARTNER darauf reagiert? Es gibt so viele ungeklärte Dinge, die manche Geburten mit sich bringen, die heutige Medizin ist aber so fortgeschritten und die Ärzte machen das beste drauß. Bist du mit dir unzufrieden, wenn du in den Spiegel schaust? Gibst du deinen Eltern die Schuld, das sie dir dieses Leben geschenkt haben? Auch wenn sie vielleicht nicht wussten, dass du so was hast? Es sprechen immer zwei Personen mit, wenn es um eine Schwangerschaft geht. Wenn beide damit einverstanden sind, sollte es kein Hindernis sein, nur weil das geborene Kind mit LKGS da steht. Andere erkennt man gar nicht im Gesicht, weil sie ein Tumor haben und vielleicht andere körperliche Dinge. Ich selber kam damals mit der LKGS auch nicht klar. Jetzt hat sich mein Freundeskreis so erweitert und sie unterstützen mich alle. Ich vergesse sogar öfters das ich so was habe, auch wenn ich mich jeden Tag im Spiegel sehe. Das was du vor hast ist mehr eine Strafe, weil dein Kind nicht so aussehen kann, wie du es dir vorstellt. Nobody is perfect, außerdem gibt es heutzutage so viele Möglichkeiten, davon abzulenken. Es geht nicht nur ums aussehen sondern auch um den Charakter. Meine Narben sieht man jetzt so gut wie gar nicht mehr, dass ist auch das einzige was mich daran erinnert. Die Erinnerungen an die Schule lass ich hinter mir. Die Leute die mich damals gehänselt haben etc. sind heute so anders geworden. Vom Charakter her und vom aussehen, Menschen können sich auch ändern. Kleine Kinder wissen meistens nicht was sie anstellen, erst in der 6-7 Klasse wird ihnen das erst klar. Du solltest vorschauen und dir das noch einmal gut überlegen, wie hier schon erwähnt worden ist. Andere können keine Kinder bekommen, oder haben Fehlgeburten. Das belastet sie nicht nur seelisch, alle leiden mit der Person drunter. Wenn du au Nummer sicher gehen willst, schau dich schonmal in bestimmten Kliniken um, oder Informiere dich hier. Hier gibt es so viele Threads die mit Inormationen gefüllt sind. Außerdem bist du nicht die einzige, die von der LKGS betroffen ist. Hier im Thread siehst du viele, die das mit sich teilen, egal ob es ihre Kinder sind, oder sie selber. Hat sie das davon abgehalten Kinder zu bekommen? Geh doch mal zu einem Treffen hier. Die Mütter dort, können dir auch sagen wie es bei ihnen war, vielleicht überlegst du dir es dann nochmal.

    Du hast noch keine Erfahrung damit (sei es als Mutter, oder jemand anderen damit zu sehen), daher kann man deine Aussagen hier nicht direkt einsortieren. Sicher, es fühlen sich viele Angegriffen, mit deinem Beitrag und wie du darüber denkst.
    Ich selber möchte später einmal Kinder haben, es ist mir egal wie sie aussehen oder ob es darum geh, dass man sich die "Schuld" gibt, dass mein Kind auch eines Tages die LKGS mit sich trägt. Wir Selbstbetroffen haben einen Vorteil, was die anderen nicht LKGS Mütter vielleicht nicht haben, wir wissen was ein LKGS'ler direkt durchmacht. Ich respektiere das Leben und werfe es nicht einfach so weg. Denn das, was mir mitgegeben worden ist bzw. was ich selber gelernt habe, möchte ich weitergeben und so kann man es auch besser machen. Man lernt im Leben ob es gute oder schlechte Erfahrungen sind, man lernt darauß.

  9. #39
    Avatar von Julia und Felix
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    Hallo,
    spät, aber es ist ja auch ein Thema, zu dem man nicht etwas zwischen Tür und Angel schreibt:-).
    Vor einiger Zeit habe ich eine Diskussion in einem anderen Forum verfolgt, es ging dabei um schwerstbehinderte Kinder und es gab Eltern, die sich dort so geäußert haben, dass sie, wenn sie heute ihre Kinder, von starken Schmerzen begleitet, von Krampfanfällen geschüttelt, mit starken Kontrakturen, manchmal den Gedanken haben, ob es nicht besser gewesen wäre, ihrem Kind dieses Leiden zu ersparen. Es ist nicht die Rede davon gewesen, vielleicht ein Kind zu haben, was nicht laufen kann und sonst alles um sich herum wahr nimmt. Diese Eltern sind für ihre Gedanken dort verbal zerrissen worden von einigen Leuten. In der Hauptsache von denen, die in einer Einrichtung für behinderte Menschen arbeiten, selbst mitunter gar keine Kinder haben, sich aber erlaubt haben, diese Eltern "Mörder" zu nennen, obwohl sie ja nun ihre Kinder bekommen haben. Diese Eltern haben ihre Gefühle zu ihren Kindern mit tiefer Liebe beschrieben und dass es mehr um die Frage für sie ging, ob sie damals zu "egoistisch" waren, ihr Kind nicht aufgeben zu wollen und es nun in einer Welt aus Schmerzen leben muss.
    Ich weiß, wir reden hier über eine Abtreibung bei einer möglichen LKGS und ich möchte damit das Thema nur in einen anderen Blickwinkel rücken.
    Wir, die wir hier schreiben, haben sich FÜR ihre Kinder entschieden, mit dem Wissen um die LKGS oder auch nicht und da ist es sehr schwer, sich vorzustellen, dass jemand anders entscheiden würde.
    Was ich sagen möchte ist, dass es selbst in Bereichen, wo man vielleicht ein größeres Verständnis aufbringen könnte, wenn sich jemand für einen Abbruch entscheidet, auch IMMER Menschen gibt, die dagegen sein werden. Manche sehr anmaßend und manche relativ neutral, sofern das möglich ist und es ist selbstverständlich völlig legitim, sich darüber aufzuregen, wenn es nicht der eigenen Sichtweise entspricht.
    Manchmal helfen Diskussionen, den Blick zu klären und vielleicht auch über die Position des anderen nachzudenken, manchmal hat man danach aber auch einfach nur ein Magengeschwür:-).
    Sichtweisen können sich ändern!
    Wir hatten damals als Prognose, dass unser Sohn zu 90% schwerstbehindert sein würde und ich habe so manchen Deal mit dem lieben Gott geschlossen, wenn er ihn mir lässt, dass ich ihn genauso nehme, wie er sein wird. Bei uns gab es auch das "Angebot" noch abzutreiben, was nicht mal eine Diskussion zwischen mir und meinem Mann wert war, es reichte ein Blick und wir haben beide nur den Kopf geschüttelt. Das war unsere Vorgehensweise dabei. Wir sind dafür quasi belohnt worden und außer diversen körperlichen Behinderungen, haben wir einen putzmunteren Metermann. Wir haben uns dieser Situation gestellt, trotz der Aussicht, dass wir nur diese 10 % hatten, dass wir ihn nicht nur ein Jahr bei uns haben durften.
    Es gibt viele Eltern, die sich ebenfalls so entschieden haben, wie wir und damit leben, dass sie den Todeszeitpunkt ihres Kindes bereits kennen und ich kann nicht sagen, ob ich heute, wenn es mit unserem Kleinen anders gekommen wäre und er tatsächlich so schwer krank gewesen wäre, nicht auch zu den Müttern zählen würde, die sich manchmal fragen, ob unsere Entscheidung richtig war.
    Mnache Entscheidungen im Leben kann man nur einmal treffen.
    Ich persönlich bin froh und dankbar, dass wir damals die Stärke gefunden haben, uns für unser Kind zu entscheiden- wie gesagt, wir zählen zu den Glücklichen, bei denen vieles nicht so zugetroffen ist, wie befürchtet.
    Man kann über vieles reden und wenn es soweit ist, doch so ganz anders handeln.
    Ich kann sehr gut verstehen, dass sich hier viele angegriffen fühlen und es ja auch sozusagen, das eigene Leben, wenn man selbst mit einer LKGS lebt, sehr negiert und wir erleben, dass es halt auch so ganz unterschiedliche Erfahrungen dabei gibt- und das ist gut so!
    Ich möchte mir auch nicht anmaßen, für andere entscheiden zu wollen, was richtig ist.
    Was ich beeinflussen kann, ist, mit welchen Leuten ich mich abgeben möchte und mit welchen nicht- jemand, der der Ansicht ist, eine Abtreibung wäre so, wie die "Pille danach", wird sich sicher nicht in meinem Freundeskreis befinden.
    Ich habe allerdings auch eine Freundin, die eine Abtreibung vor einigen Jahren hat vornehmen lassen. Ihre Lebenssituation war schon für sie allein kaum tragbar und natürlich kann man jetzt wieder überlegen, ob es nicht doch andere Möglichkeiten gegeben hätte- wahrscheinlich oder vielleicht, wer weiß?
    Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass ich mich anders entschieden hätte- aber ich hatte auch eine ganz andere Ausgangssituation.
    Unsere Vorstellungen von Moral sind etwas sehr sujektives und wir sind sogar in der Lage, wenn zwei das gleiche tun, aber eben aus unterschiedlichen Gründen, das eine verstehen zu können und das andere abzulehnen.
    Damit möchte ich niemandem auf die Füße treten, das ist einfach meine persönliche Ansicht dazu- wie ich selbst dazu stehe, ob eine LKGS ein Grund für mich wäre, abzutreiben, wird daraus deutlich, dass ich hier bin:-)!

    LG.Julia

  10. #40
    Ruth mit Finn Elias
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    Seit langer Zeit mal wieder kurz reingeschaut und total geschockt von dem Thread.

    Unser Finn hatte extreme Spalten beidseitige LKGS, man sah sie im Ultraschall nicht. Die Operationen waren anders als einfach, aber wenn ich Finn und meinen Mann anschaue und vergleiche, wahnsinn wie die OP Methoden sich verbessert haben. Mein Mann ist Jahrgang ´64, er hat "nur" eine Lippe-Kieferspalte. Auch er wurde in der Kindheit gehänselt, aber wir geben Finn Kraft, Mut und Liebe mit auf dem Weg um sich zu behaupten im Leben. Zur Zeit macht uns Finns Wahrnehmungsstörung mehr Sorgen als die Spalten. Er spricht kaum nasal, dank intensiver Logopädie seit der elften Woche. Und allein der Gedanke, ihn nicht zu haben, weil er so ist wie er ist, ne da schüttelt es mich und ich hoffe, du änderst deine Meinung/Einstellung oder aber du bekommst kein Kind, denn jedes Leben birgt die Gefahr durch Unfall nicht mehr "Perfekt" zu sein.

    Ruth

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