Hallo,
auch für uns kam eine Abtreibung nie in Frage. Bei meiner ersten Schwangerschaft war ich schon 36 Jahre alt, so dass mein Frauenarzt immerzu darauf gedrängt hatte, die Nackenfaltenmessung etc. machen zu lassen, ebenso am liebsten FWU. Ich wollte davon nichts wissen und habe dann im 4. Monat den Arzt gewechselt, weil mir das ewige Diskutieren zu blöd war.
Bevor man derartige Untersuchungen macht und im Fall der FWU auch noch einen Abort riskiert, sollte man wissen, ob bei einem entsprechenden Befund (also Trisomie 21 oder den anderen Gendefekten) die Schwangerschaft abbrechen würde. Wenn das nicht der Fall ist, braucht man auch diese Untersuchungen nicht.
Und so war es bei uns. Abtreibung kommt für uns nicht in Frage, egal was kommt.
Aber: ich verurteile niemanden, der es deswegen tut. Jeder muss diese Entscheidung selbständig treffen und letztendlich auch damit leben können. Ich weiß, dass ich nicht gut damit leben könnte.
Trotzdem sind wir bei beiden Schwangerschaften zum Organscreening in der 20. SSW gegangen, um, ja um zu erfahren, ob irgendwas vorliegt, auf das wir uns schon vorbereiten können. Als dann dabei bei Robert die Spalte entdeckt wurde, wurde uns auch wieder zur FWU geraten, um einen Gendefekt erkennen zu können. Wir haben abgelehnt, denn ein Befund hätte auch diesmal für uns keine Konsequenz gehabt. Schließlich habe ich Robert schon gespürt im Bauch. Da wäre es mir noch viel mehr wie Mord vorgekommen. Nein, das stand überhaupt nicht zur Debatte, also brauchte ich auch keine FWU, wo ich sein Leben auch mit aufs Spiel gesetzt hätte. Ich bin aber froh, dass wir vor Roberts Geburt von seiner Besonderheit erfahren haben. So haben wir uns gut vorbereiten können. Als ich das 3D Ultraschallbild damals sah, da habe ich mich sofort richtig in ihn verliebt.
Dass wir Menschen die Entscheidungsgewalt haben zwischen lebenswert und nicht lebenswert ist eine sehr große Verantwortung. Und wenn dann Ärzte, einen zur pränataldiagnostischen Untersuchungen drängen, ohne über die Konsequenzen richtig aufzuklären oder zu beraten, wie bei unseren ersten Arzt geschehen, dann werden sie leider dieser Verantwortung nicht gerecht. Sie sehen stattdessen wohl nur die eigenen zusätzlichen Einnahmen durch derartige Untersuchungen.
Liebe Grüße
Andrea
Lesezeichen