Hallo zusammen,

auch wir sind "nur" Eltern eines betroffenen Kindes und es gab in unserer Familie auch keine Fälle von Behinderungen- bis Felix kam:-).
Er hat die LKGS, nen Herzfehler und Klumpfüße (wie schon des öfteren erzählt). Wir haben diese Diagnosen scheibchenweise bekommen, jede Woche wurde es eine mehr, von der 28.SSW an und zu guter Letzt, auf meine Anfrage hin, ob man nicht doch besser einen Kaiserschnitt in Erwägung ziehen sollte, wurde uns gesagt "einen Kaiserschnitt brauchen Sie ganz sicher nicht- das Kind wird nicht lebensfähig sein!" Das hat echt gesessen und wir haben bis zur Geburt gezittert und gebetet, dass es sich nicht bestätigen wird. Es hat sich nicht bestätigt- zu unserem großen Glück und Felix wird bald vier!
Wenn mir vorher jemand gesagt hätte " Du bekommst mal so ein besonderes Kind" hätte ich auf jeden Fall geantwortet, dass ich das nicht schaffen werde und die sich bitte doch jemand anderen suchen sollen!
Davon zu reden, dass man es geschafft hätte, wäre jetzt sicher vermessen und zu früh- aber aus mir ist ein ganz anderer Mensch geworden. Früher so harmoniesüchtig, dass ich selbst nen schiefen Blick auf der Straße als persönlichen Angriff verstanden habe (obwohl ich vermutlich nciht mal gemeint war:-)!) und heute kommt kein Arzt an mir vorbei, bevor ich nicht ganz genau verstanden habe, was läuft!

Ich hätte so wahnsinnig gerne ein zweites Kind, aber mein Mann möchte es nicht mehr und das macht mir im Moment sehr zu schaffen.
Für ihn geht es nicht mal um eine ggf. Behinderung des Kindes, es ist ihm einfach generell zu stressig.
Ich hätte schon Angst vor weiteren Behinderungen, ganz klar, ich bin mir auch voll im Klaren darüber, dass ich mich bestimmt das ein oder andere Mal über Schlafmangel, Stress und andere DInge beklagen würde, bestimmt auch manches Mal total genervt wäre- wie alle Eltern es mal sind!

Natürlich habe auch ich, wenn ich Felix mal wieder in die Klinik begleite daran gedacht, dass er ne Menge erdulden muss, aber wir sind gemeinsam reingewachsen.Sicher, auch ich kann nicht für mein Kind sprechen, wie er es später mal für sich selbst sieht, aber ich denke doch, dass er die Entscheidung richtig findet, dass wir ihn "behalten" wollten.
Das, was für andere der totale Stress ist, ist unser Alltag geworden(natürlich gibt es auch hier Phasen, in denen ich mal jaule!), aber ich bin wahnsinnig traurig, es nicht nochmal erleben zu dürfen, so ein kleines Wesen in mir wachsen zu lassen.
Diese Entscheidung muss natürlich jeder für sich selbst treffen, ob er es möchte oder nicht, aber ich hätte es doch nach dem Prinzip Hoffnung halten wollen- das dabei alles gut gegangen wäre. Ich kenne soviele Eltern, deren erstes Kind einen nachweislichen Gendefekt hat, die danach noch weitere Kinder bekommen haben und die kerngesund waren. Garantien gibt es tatsächlich nicht- nur Statistiken und Wahrscheinlichkeiten und manchmal passiert es eben auch, dass die Wahrscheinlichkeit einer Behinderung bei 0,02 liegt und es genau dich trifft!
LG.Julia