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Doreen mit Elisei
27.02.2007, 09:55
Unsere Logopädin im Spaltzentrum empfiehlt "Taktkin" für größere Kinder oder Erwachsene mit Artikulationsproblemen (sprechmotorische Störungen). Hier mal ein Ausschnitt einer Logo-Homepage, wo es erklärt wird.

TAKTKIN ist ein Therapieansatz zur Behandlung sprechmotorischer Störungen wie Dysarthrien und Sprechapraxien. Es handelt sich um die deutsche Fassung und Weiterentwicklung des PROMPT Systems (Prompts for Restructuring Oral Muscular Phonetic Targets). Diese Methode wurde in Kanada in den 80er Jahren entwickelt. TAKTKIN wurde 1997 erstmals im Deutschen angewendet und evaluiert.
Durch taktile Manipulationen der TherapeutIn an der Gesichts- und Sprechmuskulatur des/der Betroffenen werden Artikulationshilfen zum Auffinden der Artikulationsstelle, -art und –modus gegeben. Diese Hilfen können je nach Störungsausmaß von der Laut- bis hin zur Satzebene eingesetzt werden. Die Hinweisreize können in Art, Ausmaß und Häufigkeit den Bedürfnissen des/der Betroffenen dynamisch angepasst werden.


Ist vielleicht für den Einen oder Anderen interessant, mal geziehlt danach zu fragen in den Logo-Praxen.

A.Makdissi
28.02.2007, 21:23
Hallo Doreen,

Taktkin ist allerdings eine Methode für "ganz besondere" Sprechstörungen, und zwar für Patienten mit Sprechapraxie!

Hier mal eine kurze Erklärung:

Die Bezeichnung „praxie“ ist abgeleitet vom griechischen Wort „praxis“ was „Handlung“ oder „Aktion“ bedeutet.
Eine „Praxie-Störung“ äußert sich im Unvermögen zielgerichtete Handlungen zu Stande zu bringen, obwohl die Motorik intakt ist und der Patient die Anweisung begreift. Entstehen kann solch eine Störung durch eine erworbene Hirnverletzung, durch eine verzögerte oder gestörte neurologische Reifung oder durch einen Mangel an Bewegungserfahrung.

<O:p</O:pWas ist eine Apraxie/Dyspraxie des Sprechens?
<O:p
Der Patient ist nicht („A-“) oder nur mühsam („Dys-“) dazu fähig, bewusste und komplexe aufeinander folgende Sprechbewegungen motorisch zu planen und auszuführen.
Willkürliche, korrekte Muskelbewegungen von Zunge, Lippen, Wangen, Kiefer, Kehlkopf und Gaumensegel sind also gestört, obwohl die reflexartigen Bewegungen der gleichen Muskeln (Schluckreflex, Würgreflex, Hustreflex) nicht gestört sind.




Kinder/Erwachsene mit "normaler" Artikulationsstörung brauchen also keine speziellen Übungsprogramme wie Taktkin, Nuffield Dyspraxia Program, niederländisches Dyspraxieprogramm, da sie ja in der Lage sind, bewusste Bewegungsabläufe zu produzieren.
Wenn allerdings tatsächlich eine Dyspraxie vorliegt, dann lassen sich nur mit Hilfe dieser speziellen Übungsprogramme Erfolge erzielen.

Wenn du noch Fragen hast - her damit! Verbale Entwicklungsdyspraxie bei Kindern ist nämlich mein Spezialgebiet :D und hier in Deutschland leider noch recht unbekannt.

Liebe Grüße
Aila

Doreen mit Elisei
28.02.2007, 21:42
Hallo Aila, danke für Deine Erklärung. Leider habe ich im Netz nicht so viel über Taktkin gefunden.
Unsere Logo hat nur soviel erklärt, dass Kinder mit einer Spalte oft die Laute nicht bilden können, weil sie nicht so recht wissen, wo im Mund sie nun mit ihrer Zunge hinsollen (sehr laienhaft erklärt:roll: ). Sie hat es mir vorgeführt und ich fand es ganz interessant. Aber bei uns in der Gegend kann das sowieso keine Logo, so dass es für uns nicht in Frage kommt.

Unsere Tochter mit DS hat allerdings diese Dyspraxie, laut unserer Logopädin. Sie kann alles super gebärden, aber ganz oft íst sie nicht in der Lage das auch zu sprechen. Sie weiß also, was sie sagen würde, es geht aber nicht. Sie kann aber besser artikulieren, wenn wir ihr die Phonembestimmten Laute zeigen. Das macht unsere Logo auchund findet Taktkin Quatsch.

Ach so, nur zur Erklärung: Elisei ist nur halbjährlich zur Kontrolle bei der Logopädin im Spaltzentrum in Berlin. Naima geht regelmäßig hier in Cottbus im SPZ zur Logopädie. Also zwei unterschiedliche Personen.

Doreen mit Elisei
01.03.2007, 08:24
Das liest sich, als ob Du von Elisei schreiben würdest.:Zwinker:
Der kann auch alle Laute sprechen, aber eben nicht geziehlt. Z.B. kann er schon gannz lange Ball sagen, aber baden geht gar nicht oder er sagt Eisergahn zur Eisenbahn. Er bekommt es auch nicht hin, die Laute gezielt einzusetzen in ganz vielen Situationen. Was ihm da hilft ist auch wie bei Naima die Phonembestimmte Lautsprache. Wenn ich die mit zeige, klappt es manchmal besser, aber eben auch nicht immer.
Ich häng Dir mal unsere Liste mit an.

Nicole und Julia
01.03.2007, 13:48
Aha... das hört sich ja interessant an, wenn ich das hier so lese dann haben wir da ja zum Glück so rein "lautbildend" keine Probleme bei Julia, nur Oberkieferprobleme weil die Zähne nicht richtig stehen und von daher einiges nicht so klingt wie es sollte. Aber ich habe eine Lautfibel, die auch so ähnliche Zeichnungen hat, hab sie aber mit Julia noch nie besonders genau angeschaut, sie soll eigendlich in Kigärten dem Lesenlernen dienen... aber auch gut für Kinder die Laute anders bilden oder sich veranschaulichen wollen/können wie die Zunge und der Mund bei den verschiedenen Lauten eingesetzt werden sollen.

Aber ob die Kinder das so herleiten können... ich kann es bei Julia leider schlecht testen... soll ich euch mal die ISBN geben für diese Fibel?

Doreen mit Elisei
01.03.2007, 13:53
Hallo Kirsten, ich zeige ihm die phonembestimmten Zeichen nur an Stellen, wo er einen Laut nicht ordentlich spricht und auch nicht ständig. Es gibt so bestimmte Worte, die nehme ich mir vor zu üben und wenn er sie dann kann gehe ich zu den nächsten.. Sonst muß ich am Ende noch ständig die Hände am Gesicht haben:Zwinker: .

Als kleines Beispiel zeige ich ihm immer das "t" am Ende von Ruth, weil er eben immer nur "Ru" sagt, obwohl er das "t" an sich schon kann. Und Ruth heißt nun mal seine Erzieherin im Kiga und ist deshalb eins der momentanen Wörter, die ich mit ihm übe.

A.Makdissi
01.03.2007, 21:26
Wunderschönen guten Abend!

Es kann tatsächlich nicht jeder Logo taktin (ist eine Zusatzfortbildung) und wie gesagt - das Thema kindliche verbale Dyspraxie ist auch noch nicht so bekannt.

Nicht zu vergessen: Eine Dyspraxie hat nichts mit "körperlichen" Fehlbildungen zu tun, sondern die Probleme liegen sozusagen an der Informationsleitung im Gehirn!
Bei einer reinen Entwicklungsdyspraxie sind Sprachverständnis, Wortschatz und Hörwahrnehmung auch altersentsprechend entwickelt.

Einem Kind mit verbaler Entwicklungsdyspraxie helfen z.B. auch phonembegleitende Zeichen/Gebärden meist nicht... es weiß ganz genau das es die Wörter falsch spricht (sehr gutes Störungsbewusstsein), es könnte die Artikulationsbewegungen auch ausführen - nur stimmen Bewegungsentwurf im Gehirn und die dann folgende Ausführung nicht überein.
@ Doreen: bei deiner Tochter kann dies aufgrund der geistigen Behinderung durchaus sein.

Bei Kindern mit LKGS liegen die Artikulationsprobleme daran, dass die organischen Voraussetzungen einfach nicht / erst später gegeben sind. Das Kind muss sich natürlich erst mal daran gewöhnen, dass sich z.B. nach jeder OP der ganze Mundraum "anders" anfühlt, und dass die Bewegungen von Lippen, Kiefer und Zunge anders verlaufen. Hinzu kommen oft die Hörprobleme. Da dauert es etwas, bis man sich umgewöhnt und "richtig" sprechen lernt :)
Aber alles was unterstützt (wie lautbegleitende Zeichen) kann sehr gut helfen! Am Besten ausprobieren, oder die Logo fragen, ob sie nicht Material dazu hat.

Grüße
Aila