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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sprech- und Gesangsunterricht für Spaltbetroffene



Karina
07.05.2005, 18:30
Hallo!

Als ich 16 war worde bei mir ein sprachverbessernde Velopharyngoplastik durchgeführt. Mit Erfolg zwar trotztdem musste ich zum Logopäden um die Nerven und Muskeln zu aktivieren. Leider wusste dieser Logopäde nicht viel mit mir anzufangen, obwohl er nach eigner Aussage Spezialist für Spaltkinder war. Ich fand die Übungen albern, was wohl auch an der hochpubertären Phase lag und "Hausaufgaben" machte ich sowieso nicht. Trotzdem meinte der Logopäde eine deutliche Verbesserung festzustellen.

Als ich mich eines Tages selbst auf Tonband anhören musste, war ich aber nicht so überzeugt und mir war es wichtig, dass man mir mein kleines Handicap nicht anhörte. Ich dachte daran Gesangsunterricht zu nehmen. Ich habe mich nie getraut zu singen, war in keinem Chor, weil ich dachte ich kann das sowies nicht. Aber das erschien mir die Lösung. Ich suchte mir im Internet die Adresse einer Gesangslehrerin, habe sie angerufen und erzählte von meinem Problemchen. Die erste Probestunde war soooo aufregend. Man hat als Spaltbetroffener meist nicht ein riesen Selbstbewusstsein, und dann sollte ich Ihr einfach so mal "Kumbahja my Lord" vorsingen? Ich habe es getan und es war einfach toll. Ich nahm dann wöchentlich eine Gesangsstunde und wir machten Atemübungen, Artikulation, Sprachausdruck, Gestik und sogar kleine Schauspielübungen. Sie hat sogar mit mir Referate geübt und geholfen einen Vortrag lebendig und ausdrucksvoll zu halten. Mein Singen wurde immer besser ich hatte Kraft in der Stimme und konnte ohne weiteres meinen Luftstrom kontrollieren. Dadurch verbesserte sich mein Sprechen und mein Selbstbewusstsein nahm rapide zu. Heute singe ich im Chor und habe wahnsinnigen Spaß an Auftritten. Heute kann ich mich selbst sprechen hören und bekomme keine Gänsehaut mehr und viel Bestätigung, dass man mir mein Handcap wirklich nicht mehr anhört.

Gesangsunterricht kann die Logopädie sicherlich nicht ersetzten, Gesangslehrer haben nicht das gleiche fachliche Wissen wie Logopäden. Ich sehe den Gesangs- bzw. Sprechunterricht als tolle Ergänzung. Er fördert nicht nur ein besseres Sprechen sonder ist ungemein lehrreich und bietet einem die Chance aus sich heraus zukommen und ein größeres Selbstbewusstsein zu erlangen. Man kann stolz auf sich selbst sein und über sich hinaus wachsen. Ich empfehle diese Methode für alle, die die logopädische Behandlung abgeschlossen haben oder sich "perfektionieren" :wink: wollen. (so ein bischen fürs Ego :razz: ) Einen Haken hat die Sache. Gesangsunterricht ist sehr teuer. Ich habe 80 Euro für einen Monat bezahlt. In der Regel beträgt der Satz aber 30 bis 40 Euro die Stunde. deswegen bin ich auch einem Chor beigetreten in dem die Stimme(leider weniger intensiv) trainiert wird. Eventuell kann man an der Musikhochschule fragen ob Kurse mit mehrern Teilnehmern angeboten werden, was ich aber erst nach einigen Einzelstunden empfehlen würde.

Gigi und Leon
07.05.2005, 21:38
Hallo Karina!
Dank dir für diesen schönen Beitrag!!!
Leon hat mit seiner Logopädin in den letzten Wochen auch vermehrt Stimmtherapie gemacht. Seine Stimme ist dadurch etwas na sagen wir mal klangvoller geworden. Sonst war es früher so, dass wenn erin der Klasse sich gehör verschaffen musste, er schnell schrie und dann häufig heiser war. (das Temperament...das Temperament *gggg*). Durch die Stimmtherapie jetzt hat er gelernt, ohne seine Stimmbänder überzustrapazieren trotzdem mehr Volumen zu bringen (Oh Gott klingt das wirr, versteht mich wer?)
Trotzdem fand er diese Übungen aber eher langweilig *gggg*, wie gesagt, er brauch viel Action.
Dein Bericht zeigt mir, dass wir hier auch den richtigen Weg eingeschlagen haben. Seine Logo gibt nämlich auch Stimmseminare und weiß wovon sie redet.
Nochmal danke!!