PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unser Stillbericht!



Gigi und Leon
07.11.2004, 20:55
Hallo zusammen!
Angeregt von Regina möchte ich euch hier unsere Stillgeschichte präsentieren.
Bei Fragen usw. -wie immer :D -
gerne loslegen! 8)
Leon wurde mit einer doppelseitigen LKGS-Spalte geboren - also beide Seiten komplett durch - hinter dem Mittelteil mit den beiden Schneidezähnen ging nur eine kleine Verdickung nach hinten weiter,sich verjüngend - da war so gut wie kein Gaumen. Er war unser erstes Kind und ich hatte keinerlei Stillerfahrung, von daher waren viele Sachen bzw. sind für mich selbstverständlich gewesen bzw. geworden.
Ich denke, dass ich ziemlich blauäugig an die ganze Sache herangegangen bin damals.
Ich hatte mich in der Selbsthilfegruppe der Wolfgang-Rosenthal-Gesellschaft erkundigt, die empfahlen mir das Brust - Ernährungsset, welches ich mir dann schon vor der Geburt besorgt hatte und mit ins Krankenhaus nahm.. Letztendlich hat mir die "Stillhilfe" im Krankenhaus wenig bis gar nichts gebracht. Meine Hebamme hatte auch keinerlei Erfahrung mit Spaltkindern und das haben wir uns alles zusammen erarbeitet. Also im Grunde war ich ohne rechte Anleitung und habe mich voll auf mein Gefühl verlassen.
Das Ernährungsset habe ich nicht viel benutzt, da Leon sehr schnell raushatte, dass er nur den Mund aufmachen brauchte und die Milch dann reinfloss, der kleine Schlawiner.
Unser Arzt meinte zu mir, es wäre das absolut Beste für ihn und seine Mund- und Gesichtsmuskulatur und ich sollte doch versuchen zumindest bis nach dem Gaumenverschluss das "Stillen " beizubehalten. Das war mein Ansporn. Daran hab ich mich immer wieder hochgezogen, wenn es mal wieder nicht so gut klappte.
Es gab gute Tage und schlechte Tage. An den schlechten Tagen hab ich gar nicht erst probiert ihn zu stillen, sondern habe brav alle 3 Stunden abgepumpt, solche Tage waren aber selten..
Meistens hab ich ihm 2 Mahlzeiten pro Tag die Brust angeboten. Vor dem Stillen und auch dabei hab ich immer wieder die Milch nach vorne gestrichen. Meist schnappte das Mündchen auch direkt zu, was mitunter sehr schmerzhaft war, wenn er die Platte drin hatte und er sehr hungrig war. Wenn der Mund aufging hielt ich ihm die Brust entgegen - er schnappte zu und dann kam so eine Art Wellenbewegung, erst Richtung Brust noch mal und dann von der Brust weg. Das ging dann oft ca. eine halbe Stunde so, bis die Vordermilch getrunken war. Leon war dann meistens klatschnass geschwitzt so hat er sich angestrengt, aber wie gesagt, wenn er gut drauf war, war das kein Problem. Die restliche Milch habe ich dann abgepumpt und ihm mit dem Habermann gegeben..
Ich habe ihn in normaler Stillhaltung gestillt, mit den anderen "Griffen" bin ich nicht zurecht gekommen, lag aber wahrscheinlich auch an der mangelnden Erfahrung.
Es war doch sehr anstrengend. Die ganze Zeit habe ich so eine Art Stilltagebuch geführt, wann ich wie lange gestillt habe und wie viel ich nachher abgepumpt habe etc. Zu den Spitzenzeiten habe ich 18 Stunden pro Tag nur mit seiner Ernährung verbracht.
Irgendwie war und ist Leon auch immer noch eine Kämpfernatur, der von sich aus auch nicht so schnell aufgibt. Klar gab es Tage, wie gesagt, wo er seinen Kopf wegdrehte und ich merkte, dass es keinen Zweck hatte, aber überwiegend ging das Mündchen auf und ich stillte ihn neun Monate lang.
Ich denke, dass ich persönlich mehr gefrustet gewesen wäre, wenn ich schon mal eine erfüllte Stillbeziehung gehabt hätte. So war ich Erststillende, kannte es nicht anders und bin ins kalte Wasser gesprungen.
Wenn ich damals gewusst hätte wie "einfach" es ohne Spalte ist, hätte ich das mit Sicherheit nicht so lange ausgehalten. So war es für Leon und mich normal. Als dann unsere Tochter auf die Welt kam, bin ich aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen, wie einfach es ging.

Liebe Grüsse von Gigi