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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Reaktionen anderer Menschen ..... VOR DEN OPs



Antje mit Nils
06.10.2004, 22:05
Hallo,


als ich in Münster war, habe ich eine Mutter eines Spaltkindes getroffen die mir folgende Story erzählt hat: Ihr Sohn ist mit einer linksseitigen LKG-Spalte auf die Welt gekommen. Sie war dann mit ihm einkaufen. Er lag im KiWa und sie war ein Stück weg an einem Wühltisch. Zwei ältere Damen sind dann an den Wagen gegangen. Eine Dritte stand etwas weiter weg. Als eine der Damen die Spalte entdeckte hielt sie sich die Hand vor den Mund und meinte nur O Gott und rief die Dritte zum Wagen mit den Worten" guck dir das bloß an...". Die Mutter stand in Hör- und Sichtweite.
Wir haben mit Nils auch "schlechte" Erfahrungen gemacht was die Reaktionen Fremde angeht. Aber nicht in diesem Ausmaß. Leute sind stehengeblieben und haben Nils angestarrt oder so. Manchmal haben uns Leute auch direkt darauf angesprochen.
Wie war das bei euch so? Im Moment muß ich viel darüber nachdenken. Auch über andere Sachen die ich in Münster bei der OP erlebt habe. Ich hab darüber nochwas in der Plauderecke, weil es nichts mit LKG-Spalte zu tun hat.

LG
Antje+Nils

Nicole und Julia
06.10.2004, 22:16
Das ist ein Sehr gutes Thema, frag mich warum ich nicht schon selber drauf gekommen bin. :gruebel:

Nun ja... muß dazu sagen das ich es meinem ganzen Bekanntenkreis damals erklärt habe und es ja auch schon vor der Geburt wußte. Von daher waren die alle informiert und haben so super und lieb auf Jule reagiert. Nie ein Böses Wort, nie dumme Blicke, oder Gaffende Blicke!

Muß sagen ihre ganze Babyzeit bis die Spalte geschlossen wurde war rundrum sehr schön und harmonisch was diese Sachen anging. Hatte ja auch gerade vor den Reaktionen so viel Angst.

Einmal sagte ein Junge im Legoland zu einem anderen," schau dir mal das Baby da an, das hat was komisches am Mund! " aber da war es. Einmal wurden wir von Spalteltern angesprochen die es sofort gesehen haben und uns auch ihren schon operierten Sohn vorstellten, und ansonsten ... auch in BB wo ich auf Therapie war, ältere Omis, kein Problem. Die sehen solche Kinder dort wohl öfter. Auf alle Fälle haben immer nur alle von Jules tollen großen blauen Augen geschwärmt aber die Spalte total vernachläßigt.

Bin darüber auch so froh und bekomme heut wo Jule operiert ist auch nur viel Lob über das tolle Ergebnis und das man so gut wie nix mehr sähe, wenn man es nicht wüßte!

Gigi und Leon
06.10.2004, 22:53
Hallo!
Mit Leon hatte ich auch schon einige Male mit solchen Tönen zu kämpfen. Am ärgsten in Erinnerung ist mir unsere damalige Bäckersfrau in Erinnerung geblieben. Sie wusste vorher auch schon bescheid, aber als ich mit ihm dann im Maxi Cosi ankam ist sie fast reingefallen in den Maxi und schrie immer wieder :"Nein das arme Kind ! Ich kann einfach nicht hinsehen (sie blieb aber mit der Nase trotzdem immer noch im Maxi hängen) Nein!_oGott Ich kann nicht hinsehen (sie klebte immer noch an ihm) Nein ! Wirklich Oh Gott !Ich kann nicht hinsehen! ) Da hab ich den Maxi weggezogen und ihr ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass Leon nur eine Spalte hätte und nicht gehörlos wäre und dass sie bitte sich nicht mit in den Cosi setzen solle - er hätte ja ga keinen Platz mehrund wenn sie mit dem Anblick nicht fertig würde, dann solle sie halt nicht sooooo hinsehen, aber schließlich wäre er ein ganz normales Baby.
Sie hat sich entschuldigt für das Getue und damit war die Sache erledigt .
Gruß Gigi

Mary/Kiko
07.10.2004, 07:51
Hi Gigi und Ankro!

Aussenstehende äussern sich vielfach abfällig über Menschen die nicht dem Bild des Normalen entsprechen.
Ich kann mich noch gut an einem Satz erinnern des ehemaligen Prof. Kriens, der in Bremen tätig war.
Die Spalte ist sofort sichtbar im Gesicht eines Säuglinges, und Aussenstehende versuchen immer durch das Gesicht festzustellen, wem das Kind ähnlich sieht. Viele reagieren halt aus unserer Sicht " unmenschlich", weil sie halt nicht anders können.Einerseits weil ihnen der Erkenntnis über die Spaltfehlbildung fehlen, andereseits, weil sie meinen so eine Fehlbildung entstellt den Menschen für das Leben.
Wir als betroffene Eltern wissen meist, das so eine Fehlbildung später nicht mehr unbedingt sichtbar sein muß, und das meist unsere Kinder einen normalen Lebensweg vollziehen können.
An uns liegt es Aussenstehende klar machen zu müssen, das die Fehlbildung heute gut zu behandeln ist und die grausamen Erzählungen aus der Vergangenheit nicht mehr aktuell sind.

Ich bestätige Dir Gigi, das Spaltkinder meist süsse und eindrucksvolle Augenpartien haben, die mich gerade als Mutter und z.b. dem Pflegepersonal stark beeindruckt haben.

Wer von den Aussenstehenden interessiert ist an die Fehlbildung, wird sich von den Eltern gerne anhören, was für Möglichkeiten es heute gibt.
Andere die sich wortlos umdrehen und dumm in den Kinderwagen schauen, wollen sich nicht mit der Materie beschäftigen, welche Gründe das auch sind.

Persönlich bin ich ja auch noch vorbelastet, da ich nun 15 Jahre im stationären Behindertenbereich arbeite. Gerade gestern ist es mir noch passiert, das eine Schwester eines Bewohnerners von meiner Station, ihren Bruder als kleinen Jungen betitelt, obwohl dieser Mann ungefähr 50 J. alt ist und wir ihn unterstützen selbstständig zu werden. Anhand diesem Beispiel sieht man ja, wie schwer es ist Menschen zu ändern.

LG

bettina u paul
07.10.2004, 10:56
Hallo Antje!

Ich kenne solche Reaktionen. Nachdem Paul erst mit 4 1/2 Monaten seinen Lippenverschluss hatte, haben wir einiges erlebt. Großteils hatten wir positive Reaktionen und vor allem Ermutigungen. Tat gut! :)
Süss fand ich immer, wenn mein 3jähriger Neffe sagte "paul mund weh- paul mund reparieren!" :razz:
Nur diese Blicke in der U-Bahn werde ich nie vergessen. Einerseits meinten die Leute "jö, süss" und hinter vorgehaltener Hand konntest du sehen, wie sie es aussprachen "der arme kleine" :eek:

Nur einmal passierte mir, dass uns eine junge Mutti fragte, ob er denn normal essen könne und noch einige andere Dinge. Da war ich dann schon etwas aufgebracht, obwohl sie ja nichts dafür konnte. Und aufklären tu ich mit einer Selbstverständlichkeit, vor allem wenn ich diese zwei Wörter höre "H....." und "W....". Sag gleich immer, wie das richtig hieße und das wir es nicht gerne hören.

LG
Bettina

Tina & Andy
07.10.2004, 11:31
Hallo
Ich denke das jede Spaltkindmama fast nur negative Erfahrungen gemacht hat.Im Familienkreis zwar weniger aber halt drausen!
Bei mir war das schlimmste im Krankenhaus kurz nach der Geburt.
Ich hab,wie alle anderen auch,mein Baby genommen und bin ins Esszimmer.Drin waren drei junge mamas alle ca 20 oder so.Das geschnatter höre man schon von weitem.Ich komm rein,Totenstille.Da mir das irgendwie zu dumm war.Die schauten mich an die das erste Auto.Bin ich mit meinem Essen in der einen und schob das Bett mit Andy mit der anderen Hand wieder zurück ins Zimmer.Ich war kaum drausen.Da hörte ich noch wie die eine sagte"habt ihr das gesehen?""wer weiß was die in der Schwangerschaft gemacht hat!"Da kammen mir das erste und eigendlich auch das Letzte Mal die Tränen.Bei denn anderen Situationen war ich irgendwie gefasster.
Eine muß ich noch erzählen.Ich bin im Bäcker Andy war ca 3,5 mon.und nach mir kommt ne Oma rein.
Die schaut Andy an(ich hatte ihn im Arm).Schaut mich an und fragt ganz entsetzt "Was haben sie denn mit dem Kind gemacht?? :eek: "
Ich wußte erst garnicht was sie meinte.Und dann erklärte ich ihr das er das von geburt an hat.Und so weiter.Ihr war das dann sichtlich peinlich.Ich konnte nur drüber lachen.Dieses Gesicht von der war einfach zu komisch.
Ja nun spricht mich kaum noch jemand drauf an.
Andy ist ein richtiger Sonnenschein.Durch ihn bin ich richtig erwachsen geworden.Und was andere Sagen ist mir heute ganz egal.
Lg Tina mit Andy ihrem Sonnenscheinchen.
@Nicole.Ja die blauen Augen waren/sind auch beim Andy immer der Mittelpunkt.Die sind bei Spaltkindern glaube viel intersiver als bei "Normalen" kindern oder? :D

Gabi und Lukas
07.10.2004, 12:31
Was Ihr geschrieben habt, v.a. Kirsten, hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ich war ja nie in Eurer Situation, weil man Lukas`Gaumenspalte ja nicht sah. Ich gehöre also eher zur anderen Fraktion. Natürlich ist das Verhalten mancher Leute, wie Ihr es geschrieben habt unentschuldbar. Aber die Frage ist: "Wie soll man sich denn richtig verhalten?" Wegschauen ist blöd, hinstarren natürlich auch, wenn man kurz schaut und nichts sagt, kommt es schlecht rüber, wenn man etwas sagt, z.B. "was für schöne Augen!", ist es auch falsch. Ich habe das Problem nicht nur bei Spaltkindern (ehrlich gesagt bin ich noch nie einem vor der Lippen-OP begegnet), sondern bei behinderten Kindern allgemein. Eine Nachbarin hat ein Baby bekommen, ich sehe in den Wagen und erkenne auf Anhieb, dass es ein DS-Kind ist. Wie soll ich da reagieren? Ich finde das fürchterlich schwierig.
Das soll natürlich kein Plädoyer für taktloses Geschwätz oder blödes Gestarre sein. Ich wollte Euch nur mal ermutigen, Euch in Euer Gegenüber zu versetzen. Wenn jemand z.B. einfach so tut, als sei alles in Ordnung und die Spalte überspielt, möchte er die Eltern sicherlich nicht verletzen, sondern gerade das Gegenteil. Versteht Ihr, was ich meine?
Liebe Grüße von Gabi

Tina & Andy
07.10.2004, 12:58
Hi Gabi
Hm ich weiß genau was du meinst!
Ich selber könnte jetzt auch nicht genau sagen was ich mir wünsche.Ich glaube wenn mich jeder drauf angesprochen hätte wär mir das genauso nicht recht gewessen wie wenn sie nur gestrart hätten.Wie soll man sich verhalten! :nixweiss: Ist ja genauso wie wenn wir jetzt eine super dicke Frau(oder nen dicken Mann,Kind) sehen.Wir Starren sie an Oder???Es ist soooo super schwierig für Aussenstehende.Ich muß zugeben das ich als Andy klein war,vor der OP,mich oft nur zu hause aufgehalten hab.Ich selber wußte nicht was ich machen sollte.Wie geht man auf andere zu?
Also dieses Thema ist echt super schwierig.Und ich glaube nicht das es ein patendrezept gibt,wie man sich verhalten soll wenn man ein behindertes Kind sieht.Jede Mama reagiert da andes und ist auch anders.
Lg Tina

Nicole & Ben
07.10.2004, 13:22
Ich kann mich Gabi nur anschließen....Es gibt nicht "die richtige Reaktion"...wir haben mit Ben natürlich auch von allem ein bischen erlebt, als er die Spalte noch hatte:Mitleid, Neugier, Anstarren, Tuscheln..Es hat mir ehrlich gesagt nichts ausgemacht, weil ICH mit der Spalte klar kam. Ist es nicht vielleicht das eigene "nicht annehmen können"was einen anfangs so empfindsam macht???
Ich habe das nie so empfunden wie Kirsten es beschrieben hat...ich kann mich aber noch an ihren mutigen Beitrag von letzter Woche erinnern, wo sie/du beschrieben hast, das es für dich schwer war, Noel mit der Spalte so anzunehmen. Vielleicht besteht da ein Zusammenhang????(ist jetzt nur so eine Idee, will da nichts behaupten)
Ich selber habe durch den Beruf immer wieder solche Situationen erlebt, wo die Leute starren oder blöde Bemerkungen machen...vielleicht legt man sich ein dickeres Fell zu...es ist auch wirklich schwer für Außenstehende angemessen zu reagieren, vorallem, wenn sie wirklich geschockt und entsetzt sind, da muß man ihnen schon zugestehen das Gesehene zu verarbeiten. Und für solche seltenen und unvorhergesehenen Situationen haben wir keine eingeübten Verhaltensmuster, die man gelernt hat. So muß man dann auf vieles gefaßt sein...Ich denke viele bereuen ein "taktloses Benehmen" hinterher, wenn man sie drauf aufmerksam macht und sie ihr Verhalten reflektieren...
Aber die Gelegenheit besteht bei flüchtigen Alltagsbegegnungen natürlich nicht....
Wirklich ein spannendes Thema...
werde weiter drüber nachdenken :roll:
LG von Nicole & Ben :lol:

Gigi und Leon
07.10.2004, 13:37
ich habe ja auch nur die eine Szene beschrieben - da gab es noch zig andere ... Aber irgendwie blieb die halt im Gedächtnis.
Ich denke, dass in unserer "gesellschaft" noch jede Menge Toleranz und Akzeptanz va gegnüber "behinderten" Menschen fehlt. Es wurde früher halt vertuscht , nur getuschelt usw. Da haben wir als Eltern auch unser "Bündelchen" zu tragen, indem wir Aufklärungsarbeit leisten und Toleranz üben. Nicht jeder kommt mit einer Behinderung glecih gut zurecht und es ist glaube ich zuviel verlangt, von den Menschen die "angemessene" Reaktion zu verlangen, die man gerade braucht. Und was mir auch aufgefallen ist ist, dass je offener man dann auf die Menschen zugeht umso offener gehen die Leute dann auch damit um und trauen sich auch zu fragen bzw. akzeptieren eher die Hinweise, dass bitte nicht mehr H... und w... gesagt werden soll. Wenn wir es nicht erklären wer denn dann? denke ich mir dann immer. Ich nehme die Begriffe zB nie hin, sondern erkläre es direkt, damit dieser spezielle Mensch sich dann beim nächsten Mal daran erinnert und ev. es dann auch weitergibt, versteht ihr was ich meine?
Die Bäckerin in unserem Fall hat das übrigens alles in sich aufgenommen und Leon danach ganz normal behandelt - sich vor und nach den OP´s alles erklären lassen und hat es auch weitergegeben, wenn jemand wohl fragte, was denn mit Leon wäre. Da hat die "Aufklärungsarbeit" viel geholfen.
Gruß gigi

martin mit marek
07.10.2004, 14:00
hallo zusammen, hallo gabi

das mit dem "in den gegenüber versetzen" ist mir beim lesen der beiträge auch die genze zeit durch den kopf gegangen. zb. die ältere damen von den antje berichtet, die vielleicht vor vielen vielen jahren, als die spalte noch wirklich ein problem war, mit diesem thema berührung hatten. entsprechen ihre reaktionen ?!
oder denkt doch mal an die ungezählten unsympathen die uns das tägliche leben von haus aus schon nicht schöner machen; ähh.. was erwartet ihr denn von denen ?

ehrlich gesagt sind mir die reaktionen anderer, besonders der "fremden" ziemlich egal. schlimm negatives habe ich noch nicht erlebt, lediglich ein paar blicke.

was wohl dieses thema für uns so schwierig macht, ist die tatsache das wir teils sehr emotionell mit der materie, schliesslich sind es ja unsere kinder, umgehen. und ein dickes fell, wie ich und meine liebe marcela es zum glück unser eigen nennen dürfen, hat nun mal nicht jeder. ich würde aber jedem empfehlen jenen kommentaren mit ignoranz zu begegnen, und aufklärung dort betreiben wo hopfen und malz noch nicht verloren zu sein scheint.

ich wünsche euch allen einen schönen tag

gruss martin :)

Antje mit Nils
07.10.2004, 14:00
Hallo,

bei mir war das auch mal, dass eine ältere Dame dachten, dass Nils gefallen wäre. Als ich ihr dann erklärte, dass er die Spalte von Geburt an hat, war sie sehr interessiert. Die Bermerkungen, was ich denn in der SS gemacht hätte hab ich auch zu hören bekommen. Dabei hab ich noch nie geraucht, trinke nur selten mal ein Glas Wein u.s.w. Ich finde, dass man durch viele Berichte, auch im Netz, verurteilt wird als Mutter eines Spaltkindes. Als Ursache steht meißt an erster Stelle: rauchen, trinken, Drogen...Furchbar.
Bei der Geburt von Nils hatte ich richtig Glück. Ich hab in einer kleinen Privatklinik entbunden wo alle Schwestern und Ärzte Bescheid wußten...Wirklich ganz lieb alle! Da wurde Nils auch nicht angestarrt. Auch die anderen Mütter sind damit vüllig normal umgegangen. Wir waren dann auch zusammen bei der Rückbildunggym. und alle wollten natürlch wissen wie es weitergeht u.s.w. Aber die Blicke von Fremden waren natürlich immer da. Schlimm fand ich nur, wenn die Leute stehenbleiben um zu gucken. Toll fand ich, wenn man mich darauf angesprochen hat.



LG
Antje+Nils

Gabi und Lukas
07.10.2004, 14:25
Hallo Alle!
Schön, dass Ihr mich versteht und nicht irgendwie sauer seid!
Ich habe mir angewöhnt, in Situationen, in denen ich nicht weiß, wie ich reagieren soll, meinem Gegenüber das offen zu erklären. So nach dem Motto: Ich habe jetzt Angst, das Falsche zu sagen, weil ich Dich nicht verletzen möchte. Darf ich Dir ein paar Fragen stellen, Du musst sie nicht beantworten, wenn Du nicht willst.
Meistens entwickeln sich Gespräche viel besser, wenn man nicht krampfhaft versucht, jede Unsicherheit zu überspielen.
Grüße von Gabi

Nicole und Julia
07.10.2004, 14:39
Ich denke auch das ich nicht so recht gewußt hatte wie ich die Reaktion der Anderen am Besten gefunden hätte. Denn Gabi hat schon recht, wenn die dann nix über die Spalte sagen, dann mein man sie verschweigen es extra oder heucheln, wenn sie was sagen ist es einem nicht immer recht, wenn sie gar nix sagen wird auch gemeckert.... manchmal... also da haben die anderen es schwer das richtig zu machen.

Aber meine Bekannten meinten halt meistens... "ach so schlimm ist es doch gar nicht und nach der OP wird man bestimmt kaum mehr was sehen, außerdem hat Julia sooo schöne blaue Augen da schaut man doch zuerst hin", also haben sie es angesprochen, mir Mut gemacht , ein Kompliment verteilt und gut war ! Sogar Spaltmamis denen ich ein Bild von Jule geschickt habe sagte mir was für ein niedliches Baby sie auch mit Spalte sei! So was härtet gegen dumme Bermerkungen (an dich ich mich echt nicht erinnern kann) sehr gut ab und ich hätte sie warscheinlich auch gut verdauen könnne.

Gut das diese Zeiten für mich nun vorbei sind, und ich wünsche vielen neuen Spaltmamis das sie wenig von bösen Bemerkungen und Gaffern verfolgt werden, sondern das die Toleranz gegenüber Fehlbilungen und die Aufgeklärtheit was LKGS angeht weiter fortschreitet, damit es bald kein solches Tabu Thema mehr sein wird!

Babette und Laurin
07.10.2004, 21:08
Ich verstehe nicht, warum ich immer wieder rausfliege, wenn ich längere Texte schreibe.
Ist ja wohl echt ein Witz, anonymes Outen, hahaha
Also der folgende Text war von Babette und Laurin: (hänge den Text nochmal an, dann kann Nicole den anderen löschen bitte !!!!)
Hallo Ihr lieben,
bisher hatte ich es ja immer vermieden das hier zu äußern, aber ich denke es ist vielleicht doch an der Zeit ( Nicole du bist von deiner "Schweigepflicht" hiermit entbunden).
Wir hatte ein irgendwie anderes teilweise doppeltes Problem. Wir haben unseren Sohn (mitsamt seiner Spalte) adoptiert. Und da hat es natürlich Kommentare gehagelt.
Die zwei schlimmsten und den niedlichesten (kam in ähnlicher Weise bei einer Vorschreiberin schon)
Eine Nachbarin meinte: Ich wusste ja garnicht, dass sie schwanger waren (scheinheilig lächelnd). Darauf ich: War ich auch nicht, der Kleine ist adoptiert. Schiefes Grinsen. Na ja bei dem Fett auf den Rippen, guckt in den Wagen --> Entsetzen: Ja wenn schon ein weggelegtes Kind warum dann ein so missgebildetes. Ich konnte die Tränen kaum bis zu Hause im Schach halten.
Das zweite war eine Mutter beim Einkaufen. Laurin war im BabyBjörn Tragesack Gesicht nach vorne, er wollte ja schließlich was sehen. Harmlose Frage eines Kindes in der Schlange hinter uns an seine Mutter was das Baby da habe. Mutter guckt, ist entsetzt und meint das sei ganz furchtbar. Ich versuche zu erklären, Mutters Kommentar: Egal wie sie das finden das ist eine Zumutung und ganz schrecklich.
Was soll man da sagen, bzw anderes als Trauer und Frust empfinden??? Ich habe dafür kein Verständnis und wenn ich ehrlich bin, bin ich froh, dass er jetzt nicht mehr angestarrt wird.

Versteht mich nicht falsch, wir (anders als ihr) konnten uns frei entscheiden, ob wir ihn so wollen oder nicht. Ich habe es beim Anruf des Jugendamtes erfahren und mein einziger Kommentar war, dass es mir egal sei. Ich habe ihn dann ein paar Stunden später gesehen und tief in mir drinnen gewusst, dies ist mein Sohn und das ist er dann ja auch geworden, aber ich habe schon gelitten, wenn es doofe Blicke und böse Kommentare gab und habe auch kein wirkliches Verständnis dafür. Wir sind offen damit umgegangen und habe immer gerne erklärt, geredet und so, aber tuscheln und tratschen und böse Reden ist fies und gemein und nicht richtig.

Aber es ging auch anders. Bei den Kindern in unserem Freundeskreis war Laurin nur das Baby mit dem "Aua am Mund" und einer fragte sogar seine Mama ob er bei der Geburt auch so war und ob das zuwächst wenn man älter wird. Das war doch echt süss. Sie hat ihm das dann auch ganz toll erklärt und damit war es erledigt. Er ist halt so und der Doktor machts gut und ende.

Also viel geschrieben und einen schönen Abend

Gabi und Lukas
07.10.2004, 21:40
Hallo Kirsten!
Jetzt fühle ich mich ein bisschen missverstanden. Ich versuche einfach , nochmal zu erklären, was ich gemeint habe:
Stell Dir mal folgende Situation vor: Du hast selbst kein Spaltkind. Du sieht eine Frau, die Du vom Sehen kennst. Sie war schwanger, nun schiebt sie den Kinderwagen vor sich her. Du möchtest Ihr natürlich gratulieren, bist auch neugirig auf das Baby. Du schaust in den Wagen und siehst: Das Kind hat eine Spalte. Du hast noch nie zuvor so ein Kind gesehen, auch keine Bilder, kennst nicht einmal den korrekten medizinischen Begriff.
Glaubst Du wirklich, dass Du in diesem Moment entspannt mit der Situation umgehen könntest?
Wie gesagt, ich lege hier kein gutes Wort ein für Menschen, die völlig taktlos reagieren oder dumm glotzen. Aber ich glaube einfach, die wenigsten Menschen wüssten, was sie sagen sollten.
Ich möchte Dich auf keinen Fall verletzen, mit dem, was ich schreibe. Ich kann mir vorstellen, wie schlimm es für die Eltern von Spaltkindern ist, immer wieder solchen Situationen ausgesetzt zu sein. Aber ich finde es einfach unheimlich schwierig zu entscheiden, was die richtige Reaktion ist.
Liebe Grüße von Gabi

Laura
07.10.2004, 21:48
Ich kann mich da nur all meinen Vorredner anschließen, es ist schwer zu sagen wie man sich verhalten soll. In dem Moment denken die Außenstehenden vielleicht auch gar nicht dran wie verletzen ihre Reaktionen sind... Ich will da aber keinen Gaffer und Glotzer in Schutz nehmen.
Wenn ich durch Zufall mal jemandem mit einer Spalte seh und er/sie mich auch sieht würd ich sicherlich nur lächeln, dann ist man quasi in beidseitigem Verständnis, wisst ihr was ich mein - so "Ach, die/der auch"
Wie auf mich als ich ganz klein war reagiert wurd weiß ich gar nicht so Recht, ist schon lange her. Meine Mutter hat mir nur einmal erzählt dass meine Oma (ihre Mutter) ganz bestürzt war und gleich sagte "Also nein, von unsrer Seite kann das auf keinen Fall kommen". Mich macht die Reaktion traurig. Es ist doch echt schwer zu sagen wie man reagieren soll, jeder Elternteil/Betroffene nimmt das ja anders auf...

Pia und Ellen
07.10.2004, 22:07
Hallo Gabi,

ich geb Dir vollkommen recht.

Stellt Euch vor, ich hatte in meiner Jugend eine Freundin mit Spalte. Ich dachte immer, das hatte die "genau so" bei der Geburt schon. Hatte keine Ahnung dass eine Spalte vorher "offen" ist. Ein Thema war das bei uns nie, vermutlich deshalb, weil ich zu feige war zu fragen. Egal wie, unserer Freundschaft hat es damals nicht geschadet.

Ich war schon auch entsetzt als ich Ellen nach der Geburt gesehen habe. Ich konnte mit dieser Fehlbildung rein gar nichts anfangen.

Jetzt mal an die appeliert, die während der SS nichts von der Spalte wussten. Geht nicht jeder davon aus, dass man ein gesundes Kind zur Welt bringt? Behinderte Kinder oder Fehlgebildete Kinder bekommen doch immer nur die anderen?

Warum soll ich meiner Umwelt nicht zugestehen, ebenfalls geschockt zu sein beim Blick in den Kinderwagen? Wird doch von der Umwelt ebenso ein gesundes Kind erwartet. Überlegt doch mal ob die Reaktionen der anderen Menschen nicht vielleicht geringer waren als Eure eigenen Reaktionen nach der Geburt?

Nur mal so zum Nachdenken

Doreen mit Elisei
07.10.2004, 23:03
Hallo alle zusammen, bei uns ist es so, dass eigentlich nie blöde Reaktionen kamen. Vielleicht bin ich einfach auch nur zu verständnisvoll mit meinen Mitmenschen. Denn es ist für sie schon nicht einfach mit dem Anblick unserer Kinder klarzukommen. Wenn jemand gefragt hat, kriegte er ne Antwort, wenn nicht, dann nicht.
Ich hatte ja während der Schwangerschaft die meiste Angst vor den Blicken der Leute. Wir hatten das ja bei Naima alles schon gehabt. Vor 4 jahren haben wir allen alles über DS erzählen "dürfen" und nun sollte das wieder von vorne losgehen, diesmal zur Spalte. das war für mich der totale Horror. Auch das Auftreten mit 2 behinderten Kindern fand ich für mich problematisch. Was würden die Leute denken? Noch heute frage ich mich manchmal in schwachen Stunden, ob mit mir was nicht in Ordnung ist, dass ich 2 Kinder mit Besonderheit habe. Der Genetiker hat uns zwar erklärt, dass da nichts wäre, aber manchmal neige ich dazu ihm nicht zu glauben.
Als Elisei dann auf der Welt war kam ich aber erstaunlich gut klar mit den Blicken der Leute. Vielleicht hatte ich durch Naima doch schon "Übung"?
Aber ich denke da wie Gabi. Wie reagiere ich auf den krebskranken Onkel oder auf das mehrfach behinderte Kind im SPZ. Ich glaube, dass ich mich da auch nicht besser anstelle, als die Leute mir gegenüber. Von daher gehe ich erst mal davon aus, dass die Mitmenschen mir ja nichts böses wollen, sondern nur unwissend sind. Und dagegen kann man ja was tun. :D

Nicole & Ben
08.10.2004, 13:37
Hallo Kirsten,
es tut mir leid, das du dich durch meinen Beitrag offensichtlich angegriffen fühlst... :( ..das wollte ich nicht..sorry...
Nicole & Ben

Gabi und Lukas
08.10.2004, 21:22
Liebe Kirsten!
Also, ich habe ja erst überlegt, ob ich überhaupt nochmal antworten soll, denn in vielen Punkten gebe ich Dir ja Recht.
In einer Sache fühle ich sogar ganz genauso wie Du: Ganz oft haben die Leute so reagiert, dass sie die Problematik einfach heruntergespielt haben: Gaumenspalte, ach, das ist doch überhaupt nicht schlimm, mit den heutigen OP-Techniken wird man später nichts mehr davon merken...
Ich hätte mir so gewünscht, dass mal jemand sagt: Ich kann Deine Sorgen gut verstehen! Selbst meine besten Freundinnen haben immer nur gesagt: Nein, alles kein Problem!
Aber in einem Punkt kann ich Dir einfach nicht Recht geben: Dass Du für diese Art von Reaktion kein Verständnis aufbringst. Mir war immer klar, dass meine Freundinnen mich einfach trösten wollten. Sie haben es nur gut gemeint, auch wenn es in dem Moment gar nicht hilfreich für mich war. Ich kann sehr gut verstehen, dass sie so und nicht anders reagiert haben. Und ich kann auch verstehen, wenn jemand entsetzt schaut, wenn er zum ersten Mal ein Kind mit unoperierter Spalte sieht. Das ist für die Mutter - selbstverständlich - ungeheuer schmerzlich, aber dennoch denke ich, es ist eine menschliche Reaktion.
Puuh, es ist ein wirklich schwieriges Thema. Ich weiß nach dieser Diskussion immer noch nicht, was die beste Reaktion wäre. Aber wenn man zum Nachdenken angeregt wird, ist das ja schonmal ein sehr positiver Effekt!
Liebe Grüße von Gabi

Nicole & Ben
08.10.2004, 22:03
Hallo Kirsten,
da bin ich supi froh, das du nicht sauer bist :razz: ..und unterschiedliche Ansichten machen es ja auch erst spannend, sich hier drüber auszutauschen...
Also, dem was du da "auf den Punkt" gebracht hast stimme ich dir zu, "es sollte nicht so sein", aber durch Mangel an Aufklärung und Bekanntheitsgrad dieser Fehlbildung in der Öffentlichkeit, kommen diese "verschiedensten, teils unangemessenen Reaktionen" auf einen zusätzlich zu....
Ich denke so wie wir uns alle voneinander unterscheiden, so untzerschiedlich gehen wit damit auch um: Die einen legen sich ein dickes Fell zu und lassen es nicht an sich ran (so bin ich damit umgegangen),
andere versetzen sich ins Gegenüber um Verständnis aufzubringen, und andere sind sehr verletzt und betroffen....auch hier gibt es nicht richtig oder falsche"...ich denke jeder regelt es so, wie es seiner Person entspricht, das sucht man sich ja auch nicht aus...
Eine ganz schön komplexes Thema.... :gruebel:
Liebe Grüße von NIcole (mit dem Ben)

Nicole und Julia
12.10.2004, 21:18
Monika mit Till schrieb...

(hab den Beitrag leider beim anderen Thema mitverschoben und kann ihn nun nicht mehr zurück tragen, hoffe Monik ist mir nicht böse...!)

Verfasst am: Di Okt 12, 2004 7:30 pm Titel: Hallo

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Hallo @ all!

Heute komme ich mal wieder dazu, ein wenig im Forum zu lesen. Als ich eure Berichte so gelesen habe, ist bei mir auch wieder alles hoch gekommen. Dabei ist es gerade mal 1 Jahr her, wo Till noch eine Spalte hatte.

Meine Eltern haben nie mit mir über die Spalte so richtig gesprochen. Mein Vater (mittlerweile ist er schon 73 Jahre) war immer der Meinung, dass das schon "zusammen wachsen würde". Es war schwer ihm zu erklären, dass das nicht der Fall war. Eine Begegnung in einem Supermarkt mit einer älteren Dame werde ich nie vergessen. Ich hatte Till im Maxi-Cosi im Einkaufswagen. Da kam die Frau an, schaute in den Wagen und sagte:" So was habe ich ja noch nie gesehen". Ich war so perplex, dass ich erst garnichts darauf sagen konnte. Ich habe ihr das dann erklärt und dann war es in Ordnung. Nachher habe ich gedacht, am liebsten hätte ich auch gesagt:" So was wie Sie habe ich auch noch nie gesehen!" Aber muss man immer Gleiches mit Gleichen vergelten. Nein. Ansonsten haben wir keine negativen Erlebnisse gehabt. Gott sei Dank. Letztens fragte mich noch eine Mutter, warum Till so eine dicke Lippe hätte. Ich habe es erklärt, aber hatte das Gefühl, dass Sie es nicht so recht verstanden hat. Egal. Wie gesagt, in meiner Familie wurde nie so richtig darüber geredet und ich weiß auch bis heute nicht genau, was alle damals gedacht haben. Ich und Sven auch war erschrocken, da ich so etwas ja bis dato nicht kannte. Wie bereits schon erwähnt, habe ich nach der OP nachts nur von "Spalten" geträumt und hatte Angst, Till am nächsten Tag nicht annehmen zu können. Dem war Gott sei Dank nicht so und darüber bin ich froh! Im Dezember wollen wir dann mit dem 2. Kind anfangen. Ich hoffe, es klappt! Sollte es auch eine Spalte haben, wäre es nicht so schlimm. Hauptsache ist, dass es gesund ist.
Ich wünsche euch allen noch alles Gute!
Alles Liebe!

Monika (mit Till 14 Monate)

Nicole und Julia
12.10.2004, 21:21
@Anjte...

Sehe das auch so Antje...

ich schaue auch komsich zu einem Behinderten der wo anders ist und irgendwie auffällt. Auch wenn ich es diskret mache und es auch manchmal nicht machen möchte.(Weiß ja wie sehr das die Betroffenen aufregen kann durch die Erfahrungen von anderen Spaltkinder Eltern. Ich spreche mich also von solchen menschlichen Reaktionen nicht frei. Ich versuche es nicht so direkt zu machen, hab es aber bei Julia auch nie soo kraß wie andere erlebt und bin sehr sehr froh darum.

Das mit den verletzenden Worten finde ich sehr sehr schade und würde so was auch nie tun. Klar ich bin ja geprägt von Julias Fehlbilung, aber auch vorher wäre das nicht mein Ding gewesen. Man kann ja höflich fragen, wenn man Interesse hat oder auch nur kurz schauen und weiter gehen, und gut ist. Wenn man das Gespräch sucht, dann merkt man schon bald ob der Gegenüber/Betroffene darüber sprechen möchte oder nicht. So würde ich es auch gut gefunden haben das die Leute auf uns Spaltmamis zu kommen. Da kann man immer noch entscheiden ob man was preisgibt oder nicht und es ist nicht so verletzend und tut kaum weh.

Anonymous
28.10.2004, 01:01
Hallo !
Unser Sohn mit LKGS li ist mitlerweile 9 Jahre alt. Ich erinnere mich noch genau an die ersten 3 Monate bis zur ersten OP. Vorweg: Auch unser Sohn hat die großen blauen Augen. Wir wußten vor der GEburt nichts von der LKGS. Bekannte hatten wir nach der Geburt (bevor sie unseren Sohn sahen) über die LKGS informiert. Man merkte teilweise eine leicht schockierte Reaktion jedoch keinerlei "dumme Kommentare". Einmal sagte sogar jemand "Ach, kann der schön Lachen...." :razz: -
Am meisten hat mich jedoch verletzt, dass eine sehr gute Freundin nicht einsehen mag´(bis heute), trotz mehrerer Erklärungsversuchen, dass das Wort "H....." und "W...." für Spaltenkinder(erwachsene) diskriminierend ist. "Mein Mann sagt auch Maus zu mir", war die Antwort. Wie soll man solchen Menschen helfen ?

Viele Grüße an alle hier,
Petra

Nicole und Julia
28.10.2004, 08:12
Hallo Petra...

Schön das du dich zu Wort gemeldet hat. Magst du nicht mit eintreten, oder ist das Thema wo dein Sohn schon so alt ist nicht mehr so aktuell bei Euch??? Würden uns sehr über einen "großen Jungen" hier freuen!!! Also schau ruhig öfters rein und mach mit, wir können jeder Schreiberling gut gebrauchen!!!

Ich bin ja auch gut gefahren, daß ich die Leute vorher informiert habe, wußte es ja auch schon ab der 20 Woche. Wir hatten nie dumme Bemerkungen, das Wort Hasenscharte fiel ab und an, aber nicht wissende Leute kann man aufklären.... meist sind sie dann auch was "zerknirscht" das nicht anders gewußt zu haben...

bis bald mal...

Gabi und Lukas
28.10.2004, 09:36
Hallo Petra!
Schön, hier von Dir zu lesen!!
Gruß, Gabi

Marion
31.10.2004, 22:58
Auf den Punkt gebracht finde ich:

Man sollte nicht als betroffener Elternteil auch noch Verständnis aufbringen müssen für die Probleme der Umwelt, mit einer Fehlbildung umzugehen. Denn belastet ist man schon genug.



Ja, genau! Bin eine einigermaßen erwachsene Betroffene (29) und mit einer einseitigen Lippenspalte zur Welt gekommen . Ich werde ganz selten auf die daherrührende Narbe und meine schiefe Nase angesprochen, habe aber praktisch jeden Tag Angst davor, daß dies passiert.
Für mich persönlich habe ich aber erst kürzlich beschlossen, je nach Laune auf so einen Vorfall zu reagieren. Wenns hart auf hart kommt und ich mich arg beleidigt fühle, habe ich sicherlich keine Muße mehr die Leute großartig aufzuklären, sondern werde , wenn nötig sogar Kleinkinder einfach zurückbeleidigen! :lol:
Ja, doch. Ich bin ein sehr emotionaler und ängstlicher Mensch und nehme mir die Freiheit, so mit diesem Problem umzugehen. Vielleicht kann ich , wenn ich auf diese Weise erstmal einmal jemanden "zurückbeleidigt" habe, mit solchen Situationen souveräner umgehen?

Anonymous
02.12.2004, 10:47
Hallo,

ich kann eigentlich bisher nichts negatives über meine Umwelt sagen, aber vieleicht sehe ich die blöden Blicke auch gar nicht oder überhöre irgendwelche Kommentare...
Meine 16jährige Tochter ist da anders, jeden der unseren Paul anschaut, hält sie für sooooo gemein :wink:
Ob es nun böse oder mitleidig oder sonstwie ist, sei dahingestellt...
Ich bzw. wir finden, das Paulchen das schönste Baby der Welt ist und das zeigen wir auch nach aussen :D :D
Vieleicht ist es das, was den Leuten den Wind aus den Segeln nimmt :wink:
Gruß, Sylvia

Nicole und Julia
09.01.2005, 17:14
Ihr Lieben,
mir ist in dieser Woche was passiert, das mir echt den Atem verschlagen hat. Ich war mit meinem Baby zu Besuch in meiner Firma. Eine eigentlich sehr nette, freundliche, kultivierte alte Dame, die hier manchmal den Telefondienst macht, wollte unbedingt in den Wagen gucken. Sie unterbricht also ihr Telefonat, kommt auf uns zu und ruft enttäuscht: "Aber Du hast ja den Nuckel drin! Ich wollte doch mal gucken... Du hast doch erzählt...!!!". Und es klang wie: Seit du davon erzählt hast, wollen wir uns doch wenigstens mal ein bißchen gruseln!!
Ich rang nach Fassung und fragte -noch höflich- was das soll. Na, das sei doch nicht schlimm, sagte sie, und ich: Na dann muß man ja auch nicht glotzen! Oder soll ich Fotos veröffentlichen?
Der Übergag ist: mein Sohn hat ja nicht mal eine Lippenspalte, "bloß" Gaumen und Kiefer. Aber allein die Absicht, diese enorme Unverschämtheit, als müsse man sich an sowas weiden. Wie an einer Mißgeburt. Das ist mir so auch noch nicht passiert. Aber beim nächsten Mal, fürchte ich, brauche ich anschließend einen Anwalt.

Sylvia

Sonja und Tobi
01.02.2005, 08:06
Hallo!
Zu diesem Thema kann ich etwas erzählen. Mein Mann stand mit dem Kleinen auf dem Arm auf der Straße, da kam ein Mann an und guckte. Ist ja nicht schlimm, aber dann meinte er nur "Sieht ja schrecklich aus!" Mein Mann ist sehr schlagfertig und meinte nur, ob er schon mal in den Spiegel geschaut hätte. Das andere Mal war ich mit ihm im Einkaufscenter und hatte ihn auch auf dem Arm, da er im Kinderwagen nur gemeckert hatte. Da sprach micheine Frau an, ob ich geraucht hätte. Ich wußte im ersten Moment garnicht, worauf sie hinaus möchte. Dann sagte ich nein, es ist eine Laune der Natur, so erklärte man uns das. Sie sagte dann nur noch, dass sie es sehr komisch findet, dass ich mein Kind so offen zeige. Darauf meinte ich wieder, er ist mein Sohn und wunderschön! Da war sie dann mundtot.
Ich hatte nie Probleme mein Kind mit der Spalte zu zeigen. Ich kann mich doch nicht für ihn schämen. Er ist das Beste, was uns je im Leben passiert ist.

Viele Liebe Grüße an alle

Nicole und Julia
01.02.2005, 12:09
Wow, Sonja... das sind ja auch zwei Hammerharte Bemerkungen. Die Antwort von deinem Mann find ich super toll! Echt... prima!
Verstehe auch nicht warum man ein Spaltkind verstecken sollte und habe das nie gemacht, früher war das bestimmt so und von daher auch die Reation der älteren Frau. Sie kannte es vielleicht nicht anders...

Wie gut das wir heute und nicht damals leben!

Jasmin und Damian
21.04.2005, 14:49
Tja, es ist vielleicht einfach so, daß es doch nicht so einfach ist. Wir wußten vorher nichts von der Spalte, waren aber auch nicht erschrocken, weil Damian ja per Not-OP kam und alles andere "wichtiger" war (Atmung, Essen etc.). Aber ich habe mich bis zur 1. OP ständig dabei ertappt, daß ich anderen Kindern und babys auf den Mund geschaut habe.

Einmal habe ich einen ca. 13-jährigen Jungen mit offener Spalte im Supermarkt gesehen. Ich muß ihn angestarrt haben, als hätte ich das noch nie gesehen. Ist mir erst nachher bewußt geworden.

Auch wir hatten die ständigen Kommentare: Ist er gefallen? Was ist das denn?

Irgendwann konnte ich es aber auch nicht mehr hören, daß ja alles gar nicht so schlimm sei. Es war aber manchmal schlimm! Die Kämpfe mit der Platte, dauernd zum Arzt zu müssen, vor allem die OP.

Naja, ich denke, ich habe eine besondere Beziehung zu meinem besonderen Kind - und die kann man nun mal nicht kaufen!

LG

Jasmin

Nicole und Julia
21.04.2005, 14:57
Huhu Jasmin...

echt einen 13 jährigen mit offener Spalte...???? :eek: :eek: :eek:

Das kann ich nun kaum glauben. Die werden doch so früh verschlossen. Gibts denn so was, oder hast du dich in der Zahl vertan?????

blueangel7
03.09.2005, 18:10
Hallo!
Tja das mit den schiefen Blicken oder so kenne ich auch, mein Sohn ist ja schon 19 Monate und seine Lippenspalte wird ja jetzt erst operiert.
Aber im Bekannten- und Familienkreisen ist das jeden egal sie lieben es ihn abzuknuddeln und mit ihm zu spielen.
Mir sind diese Blicke auch völlig egal, angesprochen oder so wurden wir noch nie darauf, allerdings ist mein Dom auch etwas übergewichtig und somit werden wir sowieso oft einfach nur angegafft.
Mir ist es das wichtigste das er gesund ist und diese Blicke gehen an mir vorbei, er ist mein Sohn und ich liebe ihn über alles was auch immer ist.
Denn von diesen Blicken oder Worten sollte man sich bestimmt nicht kränken lassen.
lg Dani

Grummel
19.09.2005, 11:20
Ich war grad schon bei den "Reaktionen NACH einer OP".. aber es passt hier genauso her.
Gabi, mir gehts da genau wie du das beschreibst.

Als Außenstehender, der absolut keine Ahnung davon hat - sowas noch nie gesehen und noch nie davon gehört hat... reagiert man ganz sicher anders, als sich das der Betroffene erhofft.

Und als Mutter eines Spalt-Kindes reagiert man empfindlicher.

Es ist wirklich schwierig.

Wie oft musste ich damals den Satz hören: "Ach heutzutage kann man ja sooooo viel machen"... - oh wie ich diesen Satz hasste!!
Ich denk, ich hab den Leuten unrecht getan.... - sie wollten nur trösten. Oder mich damit aufmuntern.

Die Leute waren ganz einfach unsicher.

Genau wie auch ich unsicher bin, wie ich auf so manchen Menschen, der mir begegnet, reagieren soll. - Hinschauen / Wegschauen ... Fragen stellen (nicht etwa um blöd daher zu reden- sondern ganz einfach um Wissenslücken zu füllen) - oder lieber doch nicht fragen? (man will ja den Gegenüber nicht verletzen).

Es wird immer so sein -> wie mans macht, man machts verkehrt.

tanja&fabrizio
19.09.2005, 15:24
Hallöchen

Ich kenne das auch alles nur zu gut mit den blöden bemerkungen :cry: Innerhalb der Familie sag auch niemand was negatives aber draussen und vor allem hat unsere große Tochter in der Schule große Probleme damit das sie einen Spalt Bruder hat .
Man hat ihr wohl da schon des öfteren gesagt das ihr Bruder ein Monster sei und sie jetzt auch als Aussenseiter dasteht...(ist echt zum kotzen)
Nur gut das nicht alle Menschen so sind.
Wir haben auch auch schon von drausse super Liebe und nett bemerkungen zu hören bekommen , vor allem von Älteren Leuten die uns Mut machen.Die uns immer wieder daran erinnern wollen, das alles mal ein ende hat und man von alldem nichts mehr sehen wird.

Liebe grüsse Tanja & Fabrizio

Heidrun Urban
14.10.2005, 15:46
Hallo! Julius ist mit einer linksseitigen, durchgehenden LKGS geboren, die auch noch sehr ausgeprägt ist.
Auch wir haben viele dumme Sprüche zu hören bekommen....von "Was haben SIE denn in der Schwangerschaft gemacht?" , über "...ist der denn sonst normal" bis "...ihr musstet ja auch unbedingt noch ein drittes Kind haben..." (zu diesen Leuten haben wir übrigens keinen Kontakt mehr..:-)...).
Am schlimmsten fand ich, dass unsere älteste Tochter(9) in der Schule damit gehänselt wurde, wie ihr Bruder aussieht...dabei fand sie ihn doch sooooo süss....egal, ob Spalte oder nicht. Natürlich hat es sie bewegt, was die anderen gesagt haben, obwohl sie zu mir meinte, es sei ihr ziemlich egal.Da kam mir die Idee, ihn einfach in die Schule zu bringen und zu zeigen. Gedacht, getan. Ich habe ihn im Maxi-Cosi auf den Tisch gestellt und alle konnten gucken und Fragen stellen. Ich habe alles genau erklärt. Irgendwann sagte plötzlich ein Kind"...schau mal, die süssen Hände..." und dann waren plötzlich alle wie verwandelt und freuten sich über seine hübschen Augen, die kleinen Ohren usw.
Seitdem gab es keine Probleme mehr. Als er den Lippenverschluss hatte, sind wir hinterher wieder zur schule - dieses Mal ganz offiziell von der Klasse eingeladen und alle Kinder waren begeistert, wie toll Julius nun aussieht.
Manchmal bedarf es halt nur ein wenig Aufklärung....aber manchmal ist auch Hopfen und Malz verloren...:-)
Darüber darf man sich nicht ärgern.
Liebe Grüsse, Heidrun

andy
23.04.2006, 00:58
Hallo Heidrun, auch wenn Dein Beitrag länger zurückliegt, möchte ich Dir zu Deiner offensiven Vorgehensweise im Umgang mit der Behinderung Deines Sohnes ein großes Kompliment machen. Klar, es gibt immer Situationen, wo "Hopfen und Malz verloren sind. Generell ist aber immer schon eine Menge Energie nötig, um gerade nicht behinderten Kinder und Jugendliche "aufzuklären" und sie zu konfrontieren, was aus deren Sicht "unnormal" ist. Aber die daraus resultierende Akzeptanz und das "Umdenken" ist es immer wert zu "kämpfen"...gerade und in erster Linie für Deinen Sohn.

Viele Grüße
Andy