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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vorgezogene Einschulungsuntersuchung (mit 4 Jahren!) / PRS-Kinder und Schule



SiRa
14.10.2012, 12:08
Hallo, wie ich erst kürzlich erfahren habe, werden in Baden-Württemberg Kinder mit 4 Jahren zur sog. "vorgezogenen Einschulungsuntersuchung" geladen. Es geht dabei hauptsächlich um den sprachlichen Entwicklungsstand und Förderbedarf.

Unser Sohn ( 4 Jahre ) erhielt erst kürzlich den Gaumenverschluß. Wir "fördern" quasi schon ab Geburt mit Logo. Aber natürlich ist seine Aussprache auffällig. Ich befürchte, wir werden nun bei der Untersuchung des Gesundheitsamtes schön in eine Schublade gesteckt. Ihr wisst ja sicher schon genau, die meisten Ärzte kennen sich leider keinen Meter mit PRS aus.
:roll:
Unser Sohn ist aber ansonsten überduchschnittlich fit. Er liest, er rechnet, er kann sich unglaublich lange auf eine Aufgabe konzentrieren und er steckt manches Schulkind in die Tasche.

Hat jemand Erfahrung damit, wenn es sprachlich hapert (in seinem Fall die Aussprache), welche Maßnahmen und zusätzlichen Förderungen jetzt noch auf ihn zukommen, um ihn schulfit zu machen?

Eine Ärztin im SPZ sagte einmal, wenn ein Kind kognitiv fit ist, wird es trotz Sprachproblemen ganz normal eingeschult. Was wir uns ja auch wünschen würden.

Was sind eure Erfahrungen mit PRS-Kindern und Schule?

Vielen Dank schon mal für eure Beiträge.

Annchen
14.10.2012, 14:22
Hallo SiRa,

bei uns in NRW gab es in dem Alter eine vermutlich ähnliche Untersuchung, zu der die Schulärztin in die KiTa kam. Ich war sehr aufgeregt und habe mich aber für die Strategie entschieden, selbst erst einmal die Spalte nicht zu thematisieren. Ronja hatte zu der Zeit noch eine deutlich nasale Aussprache und konnte nicht alle Laute gut bilden. Ronja hat außerdem nicht sonderlich gut mitgearbeitet, da sie zu der Zeit Fremden gegenüber scheu war.

Die Schulärztin hat den Spalt nicht thematisiert und auch bei der letztendlichen Schuluntersuchung im Gesundheitsamt waren der Spalt und die Aussprache kein Thema und sie wurde in eine Regelschule eingeschult.

Also, Kopf hoch und erst einmal optimistisch an die Sache heran gehen!!!! Ich drücke Euch beide Daumen!

Nina mit Leonie
13.11.2012, 21:07
Hallo SiRa!

Bei uns in Hamburg wird diese Untersuchung auch seit einigen Jahren durchgeführt und dort geht es hauptsächlich darum, herauszufinden, ob das Kind die deutsche Sprache verstehen und sprechen kann und auch ansonsten in der Lage ist, am Schulalltag teilzunehmen. "Durchfallen" würden also nur Kinder aus, sagen wir mal, Familien mit massiven Problemen...

Claudia mit Jenny
14.11.2012, 08:03
Kenne mich mit PRS nicht aus, kann aber etwas zu der Untersuchung in Niedersachsen sagen.
Wir mussten damals auch zu der SChulärztin zwecks Sprachförderung. Die Kinder die zur Schulärztin sollten wurden vom KiGa empfohlen. War damals auch total Baff, da man Jennifer auch gut verstehen konnte (besser als manch anderes Kind).
Nun ja, jedenfalls sollte Jennifer dann auch zur Sprachförderung. Diese hat 1x die Woche für etwas 45 Minuten im KiGa stattgefunden. War echt am überlegen ob ich dagegen rebellieren soll, habe aber erstmal abgewartet.
Die Sprachförderung hat eine Lehrerin aus der Grundschule gemacht, und Jennifer fand es total Klasse ! Sie hatte wirklich Spaß daran. Und da es nur 3 Kinder waren konnte die Lehrerin sich auch wirklich toll mit Ihnen beschäftigen.

Carmen und Fabian
14.11.2012, 09:41
In NRW gibt es den sog. "Delfin"-Test. Der wird mit 4 Jahren durchgeführt. Egal, ob das Kind in einer Kita ist oder nicht. Es geht darum, ob die Kinder gängige Begriffe kennen, vernünftige Sätze im Sprachgebrauch bilden können und einfache Fragestellungen begreifen. Fabian hat zu diesem Zeitpunkt auch noch sehr nasal gesprochen, aber die Spalte war nicht im Vordergrund. Er hat den Test gut bestanden und der Kiga konnte den Prüfern sagen, dass Fabian logopädisch betreut wird. Somit waren wir damit durch.

Birger mit Theo
15.11.2012, 09:28
Meine Frau hat als Lehrerin ein Jahr die Kinder im Kindergarten betreut, die sprachlich auffällig waren. Meist Kinder mit Migrationshintergrund. Sie hat mit einer Logopädin im Hintergrund speziell zugeschnittene Spiele ( Kaufmannsladen, Memory, etc ) mit den Kindern gemacht. Das ist für Kinder wichtig, dass beim Schulstart möglichst unnötige sprachliche Defizite vermieden werden. Die haben beim Schulanfang genug mit anderen Sachen zu tun und im Kindergarten können solche Spiele helfen, solche Probleme vorzubeugen.
Das hat meines erachtens nichts mit Schubladen zu tun, sondern diese Untersuchung soll helfen.

LG

Birger

P.S. Unser Theo spricht leider immer noch kein einziges Wort mit 4,5 Jahren. Mal sehen, ob wir überhaupt eine Förderung bekommen. 2 mal Logo pro Woche reicht eigentlich bei den meisten Kindern, nur Theo scheint ein anderen Weg gehen zu wollen.

SiRa
24.11.2012, 15:50
Erst mal herzlichen Dank für Eure Informationen.

Die vorgezogene Einschulungsuntersuchung wird im Dezember bei einer Schulärztin erfolgen. Man wird bei der Einladung schriftlich darüber informiert, dass es generell darum gehe, mögliche Defizite (Hören, Sehen, Sprache, etc.) rechtzeitig vor Schulbeginn zu fördern. Macht ja auch Sinn, aber wir sind ja bereits seit über 4 Jahren "gefördert" mit allem, was man eben "fördern" kann. Der Schularzt sieht ein Kind aber leider nur 10 Minuten, macht sich ein Bild und ordnet ein (daher meinte ich ja SCHUBLADE). Schnell lande man da in Richtung Förderschule, wie uns seitens Tübingen jetzt gesagt wurde. Diese Aussage macht mir eben Angst, denn er entwickelt sich jetzt gerade so unglaublich schnell in allen Bereichen weiter, seitdem die Gaumensplte verschlossen wurde.

Aber wird das ein Amtsarzt in der Kürze der Zeit überhaupt erkennen? Aufgrund seiner Vorgeschichte solle man ohnehin den Schulstart hinausszögern, also zurückstellen, sagten schon einige. Damit haben wir als Eltern auch gar kein Problem. Das Problem ist nur, er kann bereits Dinge, die Vorschulkinder beherrschen seit er 2 Jahre alt ist, nur aber leider noch nicht ordentlich sprechen. Somit müssen wir und der Kindergarten mit seinem unglaublichen Wissensdurst und seiner Experimentierfreude ständig hinterher sein, ihm Input zu geben. Das bedeutet aber auch, er wird ein Jahr länger im Kindergarten bleiben müssen und was macht man dann in der Zeit mit ihm?

Vielleicht lesen dies hier auch Eltern, die ein Spaltenkind haben, welches bereits zur Schue geht. War bei Euch denn die Einschulung in eine normale Grundschule problemlos? So wie ich jetzt hier immer gelesen habe, geht die Logo ja teilweise auch weit über die Grundschulzeit hinaus.

Carmen und Fabian
24.11.2012, 16:06
Vielleicht lesen dies hier auch Eltern, die ein Spaltenkind haben, welches bereits zur Schue geht. War bei Euch denn die Einschulung in eine normale Grundschule problemlos? So wie ich jetzt hier immer gelesen habe, geht die Logo ja teilweise auch weit über die Grundschulzeit hinaus.

Bei Fabian war sowohl im Kiga als auch bei der Einschulung in die Grundschule alles problemlos. Sein Sprachschatz war schon im Kiga sehr gut und es haperte noch sehr an seiner Aussprache (sehr nasal). Dieses Problem wurde kurz vor seinem 5. Geburtstag durch eine OP (Velo) behoben und wir haben regelmäßig Logo gemacht. Seit fast zwei Jahren braucht er auch nicht mehr zur Logo. Sicherlich gehen auch manche Kinder über die Grundschulzeit hinaus zur Logopädie, aber das tun "Nicht-Spaltkinder" auch.

Woran hapert es denn bei Deinem Sohn bei der Aussprache? Kann er Laute nicht bilden oder spricht er auch sehr nasal?

SiRa
25.11.2012, 15:11
Er hatte erst im Septembe den Verschluß der Gaumenspalte. Es hapert daher noch an der Technik, also er experimentiert noch mit seinem neuen Mundgefühl und bildet aber plötzlich neue Laute wie z, h, t, .. was bisher gar nicht möglich war. Andere Laute wie k,g, sch... übt er gerade mit der Logopädin und er spricht generell besser. Er spricht auch nasal und seine Stimme ist an sich ein bißchen "dünn".

Wie haben denn die Lehrer und davor die Erzieher bei Fabian reagiet? Sind sie ganz normal mit ihm umgegangen oder hat man Euch als Eltern dann auch mal auf das "Sprachproblem" angesprochen? Habt Ihr evtl. im Vorfeld mit der Klassenlehrerin der 1. Klasse gesprochen und sie vorbereitet oder empfiehlt es sich eher, nicht so alles überzubewerten?

Carmen und Fabian
25.11.2012, 20:27
Im Kindergarten habe ich schon bei der Anmeldung gesagt, dass Fabian eine LKGS hat, wir in Behandlung sind und das war's. Der Kiga hat das so hingenommen und da er sonst auch immer recht weit und fit war, gab es keine Probleme. Als ich Fabian an der Grundschule angemeldet habe, habe ich nur auf dem Sekretariat - wie im Kiga auch - den Sachverhalt angegeben. Es läuft alles, wie bei allen anderen Kindern auch.

Isa mit Giuliana
26.11.2012, 18:57
Hmm, ich würde erstmal abwarten, wie sich das entwickelt. Bei uns ist Einschulung gerade Thema, weil Giuli nächstes Jahr eingeschult wird.

Giuliana spricht recht deutlich, dass ist nicht ihr Problem. Aber sie hat große Schwierigkeiten mit der Artikulation, sie fängt manchmal mitten im Satz an zu sprechen und selbst bei 6 maligem nachfragen, was sie denn meint, wird jede Aussage um Wörter kürzer. Am Ende sind wir alle gefrustet.

Giuliana bekommt Logo seit dem sie 2 Jahre alt ist. Sie wird seit einem Jahr mit der pädagogischen Sprachförderung unterstützt (findet eh im Kiga statt und schränkt den Alltag nicht noch mehr ein). Ergo bekommt sie seit dem sie 16 Monate alt war - allerdings mit 1 Jahr Pause.

Laut begutachtung im SPZ und der U9 ist Giuliana sprachlich und motorisch zurückentwickelt. Jetzt fahren wir im April noch für 4 Wochen zur Sprachkur in eine Kommunikationsklinik, in der Sprachlich und motorisch gearbeitet wird. Die haben extra Personal für Spaltkinder.

Der Kinderarzt hat mal gesagt, dass bei den vielen Therapien eine Rückstellung ins Auge gefasst werden könnte. ABER sie WILL in die Schule gehen, sie zählt im 10er Bereich plus und minus. Sie versucht die ersten Buchstaben auseinander zu halten und zu benennen. Kopflich ist sie einfach schulreif, nur die Motorik (sprache ist für mich auch eine motorische Sache) kommt nicht hinterher.

Deshalb haben wir bei dem Elternabend gleich die Direktorin angesprochen, welche Möglichkeiten wir eben hätten. Der Kiga hat mal die Sprachheilschule angesprochen, aber die nächste liegt 40 km weit weg und kommt deshalb nicht in Betracht). Heute waren wir zum Elterngespräch nach dem Schulspiel, bei dem man die Kinder quasi spielerisch im Können "überprüft und kennenlernt". Die Direktorin hat sich mit dem Kiga, mit der Integrationskraft und mit der Logopädin zusätzliche Infos reingeholt. Gemeinsam haben wir heute einen Antrag auf GU (gemeinsamer Unterricht) gestellt, der mündlich vom Schulamt schon zugesagt wurde.

Das heißt, ein paar Stunden die Woche wird eine Fachkraft aus der Heilsprachschule kommen und mit Giuli (und dem Rest der Klasse auch, um ihr keine Sonderstellung einzuräumen) zu arbeiten und die sie unterstützt. Das bedeutet für uns, dass wir sie nicht aus dem sozialen Umfeld reißen müssen und sie trotzdem Hilfe bekommt.

Wenn dein Sohn schon lesen kann und kopflich so weit ist - habt ihr da schon mal überlegt, dass er mit jedem Jahr, dass er später in die Schule geht, unzufriedener und unglücklicher sein wird? Vielleicht ist eine Regelschule für ihn die falsche Wahl?!
Während die anderen Mühevoll Buchstabe für Buchstabe lernen wird dein Sohn sich langweilen! Und das frustet einfach. Ich glaube, dass würde mir deutlich mehr Stress machen, als die Untersuchung, die ansteht.

SiRa
28.11.2012, 11:24
Hallo Isa,

es interessiert mich sehr, wie es bei Euch weitergeht. Vielleicht könntest Du mir nochmal berichten, wenn der Plan für Giuliana steht und wie sich ihre Sprache weiter macht (durch die Sprachkur z.B.).

Wieviel Mitspracherecht haben wir Eltern denn bei der Schulwahl überhaupt?

Kerstin und Alex
28.11.2012, 15:05
ZUm Thema Mitspracherecht: Ihr habt das alleinige sagen, wo Euer Kind eingeschult wird (Regelschule oder z.B. Sprachheilschule)! Der einzigste Ablehungsgrund ist Überfüllung.

Als Alex eingeschult wurde, habe ich eine Grundschule gesucht, die seinen Anforderungen entsprach, dort war Platz und er wurde dort eingeschult. Dann habe ich den Fehler gemacht und die Klassenlehrerin unterrichtet. Von da an stak er in einer Schublade. Die erste Klasse sollte er wiederholen und dann wollte sie ihn ständig umschulen.

1. In die Sprachheilschule, nicht weil er nicht sprechen konnte, sondern weil dort die Klassen kleiner sind. Und weil er im Sprach Kiga war. Wurde vom Rektor der Sprachheilschule nach Begutachtung der Sachlage gottseidank abgelehnt.
2. In die Walddorfschule, was wir bei einer diagnostizierten Anstrengungsverweigerung und ADS lachend ablehnten.
3. In eine Förderschule bei einem Notendurchschnitt von 2,5 !

Wir waren stark für Alex und es hat sich gelohnt. Nach der 4. Klasse sagte eine Betreuerin wortwörtlich zu uns: Ich bewundere Sie, machen Sie so weiter. Nun geht Alex auf eine der ersten Gemeinschaftsschulen in BaWü und alle sind glücklich.

Also lasst Euch nichts einreden, wo Euer Kind hingehört. Nirgendwo in Europa wird so zeitig selektiert wie in Deutschland. Alle Kinder die nicht der Norm entsprechen, werden in irgendwelche speziellen Schulen gesteckt. In Alex Klasse war auch ein autistisches Kind, mit Begleiter, es gab überhaupt keine Probleme.

Ich glaub Euer Kind ist 4 oder? Da habt Ihr noch etwas Zeit. Schaut Euch um, was es bei Euch für Schulen gibt. Vielleicht kennt Ihr auch andere Eltern, die Euch Schulen beschreiben können. Bei uns ist man auch nicht mehr an Schulbezirke gebunden, vielleicht ist es bei Euch in Stuttgart auch so. Falls Ihr noch Fragen habt, gerne auch per PN.

Liebe Grüße