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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sprachverarbeitungsstörung??



Kerstin und Alex
09.01.2010, 22:05
Tja mit diesem wohl schwierigen Thema müssen wir uns nun auseinandersetzen.

Wir haben wie schon berichtet, in der Schule eigentlich keine Probleme. Eigentlich, wenn die Lehrerin nicht wäre. Kinder mit LKGS gehören in eine Sprachheilschule und basta! Erst war die Aussprache Schuld, nun war eine Beratungslehrerin da, hat sich natürlich zuerst mit der Lehrerin unterhalten, dann mit Alex, dann mit mir, sie warf jetzt diesen o.g. Verdacht in den Raum.

Nun ist es so, Alex spricht deutlich, aber nicht perfekt im Satzbau, ihm fehlen manchmal einfach die Worte, er kann die Sachen die er im Kopf hat nicht schnell genug beschreiben bzw. wiedergeben. Im Test hat er wohl nicht erkannt, das auf einem Bild ein Eskimo war und auch gesagt er kennt keinen Eskimo!! Dann sagte er noch, er versteht seine Lehrerin manchmal nicht (diese spricht sehr schnell, überhastet und fahrig). Das alles brachte dann den "Verdacht" Sprachverarbeitungsstörung = Sprachheilschule!!

Die Kinder haben bis jetzt (2. Klasse) 3 Diktate geschrieben, das schlechteste Ergebnis waren 2 Fehler. Selbst erfundene Geschichten, wenn er die schreibt naja da geht es drunter und drüber. Lesen klappt gut. Ich bin mittlerweile ziemlich verunsichert, wie der Leistungsstand zu bewerten ist, muss aber dazu sagen, vor knapp einen vierteljahr kam der Vorschlag von seiten der Lehrerin, Alex in die Waldorfschule umzuschulen!

Kennt sich jemand mit dem Thema Sprachverarbeitungsstörung aus? Kann da auch ein Logopäde helfen? Demnächst soll noch ein Lehrer der Sprachheilschule Alex "begutachten". Möglich ist da auch eine Zusammenarbeit nachmittags nach der Schule.

Ach, dieses ständige hin und her, wir wollen nur das Alex Spass an der Schule hat, noch hat er den, obwohl Schule schon anstrengend ist (Alex Worte..)

Doreen mit Elisei
10.01.2010, 10:22
Warum muss man bei Kindern mit Spalte immer nach Dingen suchen, die wahrscheinlich gar nicht da sind? Sprechen und schreiben denn die anderen aus der Klasse alle perfekt? Mit Sicherheit nicht.:roll:

Lass zur Sicherheit mal ne Logopädin drauf schauen, aber Umschulen würde ich ihn nicht, wenn er sonst klarkommt in seiner Schule. Ist für die Kinder ja auch immer ein ganz schöner Einschnitt.

Bei uns in Cottbus haben sie ab diesem Schuljahr gar keine Sprachheilschule mehr. Die Kinder wurden alle integriert in die normalen Grundschulen, weil festgestellt wurde, dass sie den Umgang mit normal sprechenden Kindern brauchen. In unserer Schule gibt es mehrere Sprachheilklassen, wo die Kinder ihre Förderung erhalten, aber sonst ganz normal mit den anderen Unterricht haben. Das klappt gut.

Annchen
10.01.2010, 11:10
Was sind denn Deine Beobachtungen? Hat er Schwierigkeiten, Menschen zu verstehen, oder liegt es an der Sprechweise der Lehrerin? Im Gegensatz zu ihr erlebst Du Alexander ja in viel mehr Kontexten und im Umgang mit sehr viel mehr Menschen, als das bei seiner Lehrerin der Fall ist.

Bei einer Umschulung zur Waldorfschule sind m.E. viele Faktoren zu berücksichtigen:
- "Liegt" Deinem Sohn diese Form der Beschulung?
- Bist Du bereit, diese "Philosophie" mitzutragen und mitzuleben?
- Was bedeutet eine Umschulung zum jetzigen Zeitpunkt? Wie bewertet Alexander diese?
- Liegt die Schule in der Nähe? Kann er Freundschaften am Nachmittag pflegen?
usw.

Ich würde, wie auch von Doreen vorgeschlagen, versuchen, eine unabhängige Meinung zu Alexander zu bekommen nebst entsprechender Beratung. Vielleicht kannst Du im Frühförderzentrum erfahren, wo Du Dich am besten beraten lässt, wer der richtige Ansprechpartner in diesem Fall ist?

Schwierig finde ich auch die Situation, dass diese Lehrerin ihn ggf. auch in den kommenden beiden Jahren begleiten wird. Sie hat einen entscheidenden Einfluss auf sein Selbstbild und Lernverhalten und wird letztlich z.B. auch diejenige sein, die über die weitere Schulkarriere (weiterführende Schule) entscheiden wird. In dieser Phase ist es meiner Erfahrung nach wichtig, einen Lehrer an der Seite des Kindes und auch an der eigenen Seite zu haben, dem zu vertrauen ist.

Meine Tochter ist auch in der zweiten Klasse. Sie hatte bei der Geburt eine doppelseitige, vollständige Spaltbildung. Außerdem habe ich eine Tochter in Klasse 5, d.h. den Schulwechsel etc. haben wir gerade einmal hinter uns.

Anna:hallo:

Kerstin und Alex
10.01.2010, 11:36
Also ab Klasse 3 gibt es einen neuen Lehrer. Ist hier so üblich, alle 2 Jahre einen Lehrerwechsel. Im Prinzip wird bei Alex jetzt schon entschieden, welche Schulform er besuchen wird. Nach Aussage der Lehrerin verbaue ich Alex den Zugang zur höheren Schule, weil ich ihn nicht in die Sprachheilschule gebe. Das gibt mir schon zu denken. Ich habe nur das eine Kind, mir fehlt jegliche Möglichkeit seine Leistungen einzuschätzen, ich finde sie gut, aber reichtt das aus?!

@Doreen, ich finde das auch schlimm, das bei uns nach dem Kiga schon sortiert wird (Körperbehindertenschule, Förderschule, Sprachheilschule und was weis ich alles). Bei Alex hätten wir auch das Problem gesehen, das er sich nach unten angepasst hätte, was das Sprechen angeht. Und er ist vom Gemüt her halt bedächtig bis pedantisch. Er will alles richtig machen, braucht aber dafür zu lange...

Corinna
10.01.2010, 12:22
Hallo Kerstin,

kannst Du Alex nicht mal von einem Phoniater oder Pädaudiologen auf evtl. Wahrnehmungsstörungen untersuchen lassen?
Bei so einem Test in der Sprachheilschule selbst liegt Nahe, dass sie einen neuen Schüler wollen.
Ich würde so lange wie möglich eine Regelschule vorziehen und Logopädie kannst Du auch ohne diese Schule machen.
(Julian wusste übrigens auch nicht, was ein Eskimo ist! - 3. Klasse)

LG Corinna

Annchen
10.01.2010, 13:45
Die Leistungen des eigenen Kindes realistisch zu beurteilen ist sicherlich sehr schwierig, da gebe ich Dir vollkommen recht.

Was ich insbesondere meinte: Beobachtest Du auch im Alltag im Kontakt mit anderen, dass Alexander Sprachverarbeitungsstörungen hat und / oder Menschen schwer versteht? Ich finde es wichtig, hier die eigenen Beobachtungen einzubeziehen. Mein Beispiel hier: Aufgrund eines Umzugs haben wir bei meiner älteren Tochter (statt einer sehr frühen Einschulung) für das vierte Kindergartenjahr einen Kindergartenwechsel in Betracht gezogen. Der Kindergarten riet sehr davon ab und berichtete von massiven Schwierigkeiten ihrerseits in der Kontaktaufnahme mit neuen Menschen. Mich hat diese Aussage sehr verunsichert und geängstigt. Mit ein wenig Abstand haben wir geguckt, was wir wahrnehmen. Ein großes Familienfest, ein Schwimmkurs mit ausschließlich neuen Kindern, Spielplatzbesuche etc. zeigten für uns ein sogar gegenteiliges Bild. Der Kindergartenwechsel war dann überhaupt kein Problem. Hier hob man positiv hervor, wie unkompliziert und schnell sie dort angekommen war. Auch wenn der Kindergarten / die Schule mit Einschätzungen subjektiv recht hat, ist und bleibt es aus meiner Sicht nur ein kleiner Ausschnitt der Realität. Um bei dem Beispiel von Alexanders Lehrerin zu bleiben: Wenn sie schnell redet etc. kann sie Alexander vielleicht auch nur so wahrnehmen, wie sie es tut.

Dank des Lehrerwechsels nach Klasse 2 hat Alexander ja dann eine neue Chance, positiv wahrgenommen zu werden.

Dir seitens der Lehrerin zu unterstellen, dass Du durch die Wahl für eine Regelschule schon die Weichen für eine weiterführende Schule gestellt hast, ist eine Unverschämtheit und anmaßend. Lass Dich hier nicht verunsichern!

Ich hoffe, dass meine Beispiele und meine Meinung für Dich hilfreich sind und Dich nicht zusätzlich verunsichern.

Liebe Grüße
Anna:freude:

A.Makdissi
17.01.2010, 11:33
Hallo Kerstin,

wenn ich als Logopädin mal meinen Senf dazugeben darf ;):

Lasse dir vom Kinderarzt eine Verordnung für eine logopädische Diagnostik geben und vielleicht auch eine Überweisung zu einem Pädaudiologen.

Ich weiß ja jetzt nicht genau, was die Lehrerin mit "Sprachverarbeitungsstörung" meint... Möglich wäre eine "auditive Wahrnehmungs / Verarbeitungsstörung", was bedeutet, das Alexander auditive Reize (z.B. gehörte Sprache) nicht richtig wahrnehmen kann oder zu langsam verarbeitet.
Vielleicht meint die Lehrerin aber auch Wortfindungsstörungen? Dazu überprüft man z.B. mit Wörtern, die das Kind ganz schnell erkennen und benennen muss.

Wirklich beurteilen können so etwas nur "Fachleute". Und die können dich dann auch beraten. So kannst du danach entscheiden, ob eine andere Schulform besser zu Alexander passt, oder auch nicht.

Viele Grüße
Aila

Kerstin und Alex
17.01.2010, 12:30
Hallo Aila,

vielen Dank für Deinen "Senf". Ich denke schon das Alex Probleme hat gehörtes zu verarbeiten und die richtigen Handlungen danach einzuleiten. Ich hab morgen einen Termin mit dem Lehrer der Sprachheilschule, der Alex "begutachten" soll. Er meinte sofort, natürlich möchte ich zuerst mit Ihnen reden, nicht andersrum, erst Lehrer, dann Kind und dann Eltern! Fand ich schon mal sehr positiv diese Einstellung. Er hat einen Schulwechsel ziemlich schnell abgelehnt. Sich aber zu einer Kooperation bereit erklärt. Will heißen, die Schule (Lehrer) bekommen eventuell auch Tipps im Umgang mit Alex. Wir als Eltern natürlich auch, keine Frage. Aber ich hatte der Lehrerin schon diese Broschüre der WRG gegeben. Damit sie sich mit dem Thema LKGS auseinsetzen kann. Ich vermute mal sie hat sie garnicht gelesen. Was tue ich dann wenn die Tipps nicht beherzigt werden, da Alex ja schon in der Schublade steckt?
Und eine Frage Aila noch an Dich, wie können wir Alex als Eltern unterstützen. Wohlgemerkt als Eltern, weil für uns immer der Grundsatz galt, wir sind Eltern die er als Kleinkind nicht hatte und keine Therapeuten.

A.Makdissi
21.01.2010, 19:48
Hallo Kerstin,

wenn du auch das Gefühl hast, das Alex gehörte Sprache nicht richtig verarbeitet, dann rate ich dringend zu einer pädaudiologischen Diagnostik! Im Gegensatz zum HNO-Arzt untersucht ein Pädaudiologe nämlich die auditiven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsleistungen (wie z.B. die Hörmerkspanne, die Fähigkeit verschiedene Wörter zu verstehen, die gleichzeitig auf rechtem und linkem Ohr eintreffen usw)

Bei der Diagnose "zentral-auditive.Verarbeitungsstörung" bekommst du übrigens 20 Therapieeinheiten Logopädie! Nur wenn man weiß welche Teilleistungen bei Alex nicht gut funktionieren, kann man auch gezielte Übungen machen. Aber das wird euch dann auch der Logopäde erklären.

Allgemein sind Spiele immer gut, die die Konzentration fördern und am besten auch noch viel Sprache / Wortschatz und Schriftbild unterstützen. Was man immer prima zwischendurch machen kann sind solche Sachen:
- ein Wort wird genannt und der andere muss ein neues Wort mit dem Endlaut bilden (Elefant - Tür - Radio - Oma...)
- Vokale jagen : einer nennt ein Wort und der andere muss nur die Vokale / Selbstlaute sagen ( Pirat = i-a Hundeleine = u-e-ei-e )
- Buchstabe und Zahl: Nenne mir den 3. Buchstaben im Wort Melone! Nenne mir den 5. Buchstaben im Wort Schwester!...

Außerdem sind so Spiele wie "Stadt-Land-Fluß" oder "Galgenmännchen", "Tabu" oder "Activity" auch sinnvoll und sie machen sogar der ganzen Familie Spaß :D

Viele Grüße
Aila