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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mein Kind stottert.



Nina mit Leonie
24.11.2009, 01:25
Jetzt weiß ich, wie Ihr Euch gefühlt habt, als Ihr aus heiterem Himmel die Diagnose "Ihr Kind wird eine LKGS haben" bekamt. Vor uns hat sich heute auch ein großes, schwarzes Loch aufgetan.

Schon vor 2 Jahren fing Leonie an, immer mal wieder für kurze Zeit zu stottern. Da dies aber immer wieder von allein verschwand, bestand kein Handlungsbedarf. Im Sommer diesen Jahres ging es wieder los und verschwand nicht mehr, wurde immer schlimmer. Also nahmen wir vor 2 Wochen Kontakt zu einer Logopädin auf. Heute hatten wir das Elterngespräch mit folgendem Ergebnis:
Leonie stottert. Dies ist kein Entwicklungsschritt, sondern ein richtig ernstzunehmendes Stottern, von dem man nicht weiß, woher es kommt, das therapiert werden muß und worüber man nicht sagen kann, ob und wann es wieder weggeht. Punkt.

Da ich die Vorstellung hatte, Stottern sei etwas wie lispeln oder "sch" nicht sprechen können, womit man ein paar Monate zur Logo geht, und dann ist es erledigt, könnt Ihr Euch sicherlich vorstellen, wie es mir nach diesem Gespräch ging. Bei der Diagnose LKGS hatte ich dieses Gefühl nicht, da ich anhand meines Bruders mit der Erfahrung aufwuchs, daß LKGS-Patienten ein ganz normales Leben führen können und ich über die Fehlbildung Bescheid wußte. Nun stehe auch ich vor einem mir völlig unbekannten Thema, das mir Angst macht, mit dem ich mich auseinandersetzen muß, von dem ich noch nicht weiß, wie es die Zukunft meiner Tochter beeinflussen wird und über das ich in den nächsten Tagen eine Entscheidung treffen muß (es gibt 2 Therapieformen und wir müssen uns für eine entscheiden).

Direkt nach dem Gespräch ging es mir sehr schlecht (na toll, ich mußte direkt von der Praxis zur Arbeit), aber mein Mann, eine Zigarette, ein Kaffee, meine Schwester, meine Mutter und noch 3 Becher Kaffee (in dieser Reihenfolge) hatten mich bis zum Abend wieder aufgebaut. Nun geht es daran, noch mehr Informationen zu sammeln und mit guter Hoffnung an die Therapiearbeit zu gehen (Verwandte und Erzieher informieren, Verhaltensweisen einüben etc.). Drückt uns bitte ein paar Daumen...

Carmen und Fabian
24.11.2009, 08:13
Hallo Nina!

Ich kann Dir bezüglich dem Stottern nicht weiterhelfen, da ich niemanden kenne, der damit zu tun hat. Ich werde mich am Freitag beim Logopäden mal schlau machen, was er raten würde.

Da ich keine Ahnung habe, kann ich Dich leider auch nicht beruhigen oder Dir schreiben, dass es bestimmt bald wieder vorrüber ist, aber ich wünsche Euch, dass Ihr eine Therapie bekommt, die möglichst schnell einen Erfolg bringt.

Sei ganz lieb gedrückt! :knuddel:

leri
24.11.2009, 10:16
Hallo Nina,
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ich kann dich gut verstehen, mir ging es mit der Diagnose Stottern ähnlich. Unser großer Sohn Juri hatte auch immer mal wieder ein paar Wochen „Entwicklungsstottern“, das von allein wieder verschwand. Mit 5 1/2 Jahren begann aber dann eine ganz heftige Phase. Der Kinderarzt wollte mir monatelang einreden, das würde von ganz allein wieder verschwinden, wenn man es nur einfach ignoriert und bloß nicht anspricht. Mit der Zeit wurde das Stottern aber so heftig, dass Juri ziemlich darunter litt, wenn er immer über den Wortanfang nicht hinaus kam. Im Kindergarten ist das damals gar nicht aufgefallen. Juri sagte dort kaum noch etwas, um das Problem zu umgehen. Die Erzieherin legte das als Schüchernheit aus und beunruhigte mich sehr im Hinblick auf die Schule. Wie sollte das werden, wenn er sich in der Klasse und zur Lehrerin nichts sagen traut????
Unsere Logopädin konnte mir die Theorie des Kinderarztes absolut nicht bestätigen. Schließlich konnten wir alle das Thema gar nicht mehr ignorieren, weil es sowohl Juri als auch uns ziemlich nervte, wenn im Gespräch durch die häufigen Blockaden wieder mal nichts weiter ging. Außerdem merkt das Kind auch, das es anders spricht als die anderen und fühlt sich erst recht schlecht, wenn das ganze tabuisiert wird. Unsere Logopädin vertritt deshalb die Meinung, man sollte immer offen mit dem Kind über das Thema sprechen. Das hat mir eingeleuchtet, denn mit anderen „besonderen“ Themen (LKGS, Augenkrankheit, Adoption) machen wir das ja auch so, damit wir die Kinder mit dem Problem nicht allein dastehen lassen.


Als Therapie bevorzugt unsere Logo die aktive Therapieform. Dabei übt das Kind spielerisch, locker mit der Sprache umzugehen. Es wird absichtlich gestottert („Froschwörter“) oder die Wörter in die Länge gezogen („Schlangenwörter“). Da alles wird dann auch in Rollenspiele eingebaut (z. B. einkaufen, telefonieren) und seit einiger Zeit übt Juri das während der Logostunden auch im wirklichen Leben. Er geht mit der Logopädin z. B. in eine Bäckerei und kauft sich eine Breze. Dabei muss er bestimmte Regeln einhalten, z. B. sich vorstellen, Blickkontakt halten und ein Froschwort einbauen. Hinterher wird besprochen wie die Bäckersfrau reagiert hat und wie sich Juri dabei gefühlt hat. Juri soll sich einfach daran gewöhnen, dass seine Sprache etwas anders ist und dass das aber überhaupt nicht schlimm ist. Juri geht jetzt seit April 2009 zur Stottertherapie und es hat schon viel gebracht. Er geht mit dem Thema lockerer um, deshalb gibt es auch kaum noch richtige Blockaden, nur noch leichte Wiederholungen, mal mehr, mal weniger. Auch seinem Selbstbewusstsein tut es sehr gut, dass er immer wieder Mut beweist und sich überwindet, trotz des Stotterns auf andere Menschen zuzugehen.


Seit September 2009 geht Juri jetzt in die erste Klasse, macht super mit, meldet sich, unterhält sich mit Mitschülern und Lehrerin und hatte noch nie Probleme, weil er stottert. Die Ängste in dieser Richtung waren Gott sei Dank unbegründet.
Ich bin sehr froh, dass die Therapie so gut hilft. Trotzdem kämpfe ich noch immer mit dem Gedanken, dass er das Problem für immer behalten könnte. Natürlich wünsche ich mir, dass das Stottern irgendwann ganz verschwindet. Aber vielleicht hat ja die Logopädin doch recht, dass das wichtigste ist, dass Juri damit umgehen kann ?????......
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Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen. Wenn du noch etwas wissen willst, melde dich.

Nina mit Leonie
24.11.2009, 11:56
Hallo Beate!
Vielen Dank für Deinen Beitrag, der hat mir Hoffnung gemacht! Wir sind gerade dabei, uns zwischen zwei Therapieformen zu entscheiden, eine davon ist die, mit der Dein Sohn behandelt wird. Es ist schön zu hören, daß es auch andere Betroffene gibt (ja klar, weiß ich auch so, aber im direkten Kontakt fühlt es sich anders an).

Kirsten, danke für Dein Angebot, deinen Bruder zu befragen. Vielleicht kannst du mal seine Meinung zu dem Thema "Nicht-verdrängungs-Therapie oder Lip-comb-Therapie?" einholen?!

Einen Punkt hatte ich gestern Nacht noch vergessen: Ich stelle mir immer die Frage: Warum kann Leonie nicht ganz einfach ein Spalten-bezogenes logopädisches Problem haben? Nun wurde sie schon mit einem Handicap geboren, das häufig logopädischer Behandlung bedarf, warum können wir das denn nicht voll ausschöpfen, warum müssen wir denn unbedingt noch eine andere Baustelle auftun??!! :roll:

leri
24.11.2009, 12:20
Hallo Nina,
die Gedanken zu den vielen Baustellen kenne ich auch. Juri war durch seinen nicht behandelten grauen Star fast blind, als er mit 15 Monaten zu uns kam. Valerian hat ja die Spalte, dazu bei beiden die Entwicklungsrückstände aus dem Kinderheim. Das alles hätte eigentlich schon gereicht! Und dann noch das Stottern...
Aber alles Grübeln hilft nichts. Eines nach dem anderen schaffen wir das schon, das müssen wir doch, für unsere Kinder! Nur Mut, ihr bekommt auch das wieder in den Griff! :gut:
Liebe Grüße

Juliane mit Jonas
24.11.2009, 20:26
Ach Nina,

lass Dich erst mal drücken!:knuddel: Ich finde, auch wenn ich nichts selbst dazu beitragen kann, der Beitrag von leri klingt doch so, als könne man das wirklich gut und schnell in den Griff bekommen.
Ihr habt die Diagnose, habt sofort gehandelt, indem Ihr Euch eine Logo ausgesucht habt und sie kann sofort anfangen, Leonie zu behandeln. Das sind doch von den Gesamtumständen her auf jeden Fall die besten Voraussetzungen.

Wir drücken alle ganz doll die Daumen, dass Ihr Euch für die für Leonie richtige Therapieform entscheidet ( wenn es denn richtig oder falsch gibt, ich denke, beide werden ihre Berechtigung haben) und dass diese schnell Erfolg bringt:Daumendrück::alleswirdgut:.

Alles Liebe aus Bonn,

Juliane

P.S.: Super süßes neues Benutzerbild!!!

Pamela mit Tim
24.11.2009, 20:57
Nina, dass Foto von Leonie ist der HAmmer!!!!!!!!!!!!!!!!! Sooooo süß!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich kann Deine Ängste gut verstehen :knuddel::knuddel::knuddel: Als ob wir nicht alle genug mit "der einen Sache" zu tun hätten :roll:
Ich habe ja von dem Gebiet auch gar keine Ahnung, aber ich bin mir sicher, man bekommt das in den griff. DAs was Beate geschrieben hat, hört sich doch wirklich vielversprechend an. Ich habe im Fernsehen gesehen, wie sie mit spezieller Atemtechnik das Stottern in den Griff bekommen haben- war echt beeindruckend. Es ist auf jeden FAll gut, dass Ihr gleich damit beginnt. Ich hatte auch einen in der Klasse der, allerdings fast nur wenn er unter Druck/Streß stand (vor der KLasse sprechen o.ä.) gestottert hat. Ich bin mir sicher, dass er KEINE Therapie bekommen hatte, denn bei ihm war es schon arg schlimm und er hatte es echt schwer in der Klasse. Aber die Eltern waren da nicht hinterher- total unverständlich :motz:
Ich drücke Euch die Daumen dass Ihr eine gute Therapieform wählt, bei der Leonie auch mit Spaß rangeht,
alles Liebe Pamela

Antje und Theo
25.11.2009, 00:28
Liebe Nina,
oh mann, so eine Diagnose muss echt erstmal ein Schock sein, das kann ich gut nachvollziehen. Wie geht denn Leonie eigentlich mit der ganzen Sache um? Die paar Male, bei denen wir uns getroffen haben, kann ich mich an ein Stottern gar nicht erinnern. So wie ich sie kennengelernt habe, ist sie ein ganz offener und fröhlicher kleiner Mensch - wenn sie das bleibt und ja nun auch Unterstützung durch eine Therapie bekommt, sollte die Zukunft Eurer Tochter eigentlich nicht schwarz aussehen. :alleswirdgut:
Ich drücke ganz fest die Daumen, dass die Therapie (für welche auch immer Ihr Euch entscheidet) den gewünschten Erfolg bringt. Und ich finde auch, dass Beates Beitrag sehr viel Mut macht in der Hinsicht!

Alles Gute für Euch!
Liebe Grüße, Antje

PS: Wenn wieder Ruhe bei Euch eingekehrt ist, würden wir uns sehr über ein Wiedersehen freuen.

Nina mit Leonie
25.11.2009, 08:31
Danke, das Foto wurde vom Fotografen im Kindergarten gemacht. War ja auch langsam mal wieder Zeit für ein neues Benutzerbild.

Es ist erstaunlich, wie wenig das Stottern anderen Menschen auffällt (und erfreulich). Wir selbst machen uns jeden Tag mehr Sorgen, weil es uns immer mehr auffällt und die Logopädin brauchte nur einen einzigen Termin, um Leonie einschätzen zu können, weil sie gleich die ganze Bandbreite ihres Stotterns gezeigt hat.

Pamela, diese Therapieform wurde von der Logopädin auch erwähnt, aber nicht gerade in den Himmel gelobt. Wir wählen zwischen 2 anderen Methoden.

Antje, ich finde es auch sehr bedauerlich, daß wir nicht direkt einen Termin abmachen können. Aber da unsere freien Nachmittage so dünn gesät sind, meine Kassenkollegin immernoch krank ist und ich noch nicht weiß, wie die Logo-Termine liegen werden (und die Wochenenden sowieso voll sind), müssen wir uns wohl noch etwas gedulden. Am Mittwoch haben wir das nächste Elterngepräch, da hoffe ich, die Termine zu erfahren!

jacob
25.11.2009, 12:16
Hallo!

Unsere Tochter hat ach gestottert über 2 Jahre lang und manchmal so sehr, dass es mir fast weh getan hat, wenn sie an einem Wort fest hing (und ich sie nicht unterbrechen sollte, weil das eben gerade nicht hilfreich ist). Wir waren schon sehr früh bei einer Logopädin, die auch zu Therapie geraten hat, da wir jedoch im Ausland gelebt haben, war es nicht möglich, dass Emilia Logotherapie bekam. Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht. Es gibt sehr viele gute Bücher zum Thema, die Information daraus und die Gespräche mit der Logopädin haben mir sehr geholfen, Geduld zu haben. Die therapeutin gab gute Tips, was wir zu Hause beherzigen sollten, und viel und mit viel Ruhe mit Emilia zu sprechen war sicher sehr hilfreich.
Und jetzt (Emilia ist inzwischen 6) hat sich das Thema ganz und gar erledigt, vielleicht wäre es mit Logotherapie auch noch besser und schneller weg gegangen, und ich wäre auf jeden Fall hingegangen, wenn wir die Möglichkeit gehabt hätten - nur so als kleiner Lichtblick für Dich - bei ganz vielen Kindern legt sich das Stottern wieder.
Ich wünsche Dir Geduld und strke Nerven.

Liebe Grüße
Sünje

Doreen mit Elisei
26.11.2009, 08:41
Hallo Nina,

ich habe/hatte auch ein Stotter-Problem. Als ich noch jünger war, so zwischen 10 und 20 hat es mich ganz schön beeinträchtigt. In der Schule hatte ich Panik vor jedem Gedicht, Kurzvortrag oder lautem Vorlesen. Ich habe mir oft ne 5 (unsere schlechteste Zensur im Osten damals) eingehandelt, weil ich über den Anfang nicht hinwegkam. Gesagt habe ich den Lehrern nie was. Die dachten echt, ich hätte nicht gelernt.
Irgendwann habe ich angefangen mir da nicht mehr so einen Druck zu machen und habe zu mir selbst gesagt; na und dann stotterst du eben!
Seitdem geht es viiiiiieeeeel besser.
Ich habe sogar 2 Mal für ein paar Monate im Call-Center gearbeitet. Da hatte ich zwar oft auch Schwierigkeiten mit dem Anfang; "Willkommen bei..." ging gar nicht. Dafür aber "Herzlich Willkommen bei...":D Ich habe da einfach meine Lücken gefunden in die ich in Stottersituationen hopsen kann.

Meine Eltern haben mich übrigens nie zur Logopädie geschickt und mich immer wieder unterbrochen beim Sprechen. War nicht wirklich hilfreich.

Nina mit Leonie
26.11.2009, 08:51
Danke für Eure Antworten!
Seit gestern bin ich über das Stadium "Hilfe, mein Kind stottert und es könnte dabei bleiben, das arme Kind, warum denn wir usw..." hinaus und die "Wir packen es an-Phase" hat begonnen. Nachdem ich mich einmal kräftig ausgeheult habe, bin ich ganz zuversichtlich, daß Leonie zu den 50-80% gehört, bei denen das Stottern wieder verschwindet und wenn nicht, daß sie einen guten Weg finden wird, damit zu leben.

Doreen mit Elisei
26.11.2009, 20:55
Na das klingt doch schon gleich viel besser. Klar ist man erst mal durch den Wind und malt sich das schlimmste aus, aber schaut mal weiter positiv nach vorn. Das wird schon werden. Leonie ist noch so jung, wenn ihr da jetzt schon Hilfe schafft, wird sie bestimmt später gut sprechen können.:alleswirdgut:

Petra mit Lars
29.11.2009, 22:33
:gut: Das freut mich für dich. Schön das es dir jetzt besser geht :gut:

Birger mit Theo
01.12.2009, 19:11
Hallo Nina,

das tut mir leid mit Leonie! Aus Erfahrung weiß ich, das es ganz ganz viele positive Therapieverläufe gibt, die das Stottern fast vollständig unterbinden können mit der erlernten Technik. Meine Schwägerin ist Lögopädin und meinte mal, dass fast jeder in seinem Bekanntenkreis einen Stotterer hat, aber meistens wird das garnicht bemerkt, weil es gute Therapien gibt.

Ich drücke die Daumen!

Birger

Nina mit Leonie
02.12.2009, 15:56
Hallo Ihr alle!
Wir haben uns jetzt entschieden: Leonie wird nach der Lidcombe-Methode behandelt. Dort werden flüssig gesprochene Sätze belohnt, in der Hoffnung, daß diese flüssigen Sätze immer länger werden bis zum komplett flüssigen Sprechen. Dies war nur die Kurzform...
Am Montag geht es richtig los, dann 1x wöchentlich Logopäde und täglich wird zu Hause 10 Minuten geübt.
Ich halte Euch auf dem Laufenden!